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Berichte auf dieser Seite:

- „WM2006: Freunde sind zu Gast – Deutsche in den Knast“
-
27.11.2004: FK Teplice - Sparta Prag 0:0
- Auch in Cottbus unterlegen
- Ein Wochenende in Zeichen von Rot-Weiß (7./8.Mai 2004)
- Eschborn - RWE (20.03.04)

- Trolle in der Pfalz (07.März 2003)
- Auf nach Ostfrankreich (Saarbrücken - RWE)
- Hoppertour nach Liberec
Erlebnisbericht FC Bayern/Amateure - FC RWE 2:0


Der 28.Spieltag der diesjährigen Zweitligasaison sollte uns am 10.April 2005 in die Stadt führen, in der die Kommissare Schimanski und Thanner im ARD-Tatort ihre Kriminalfälle klärten. Es ging nach Duisburg. Wie immer hat das EFP dafür Busse organisiert und wir nahmen diese Reisemöglichkeit dankend an.

Gegen 7 Uhr traf ich am Fanhaus ein und erstaunt musste ich feststellen, dass ich erst der zweite war, der so zeitig den Weg dorthin fand. Natürlich war das Fanhaus noch geschlossen und uns blieb nur die Möglichkeit, vor den Toren auf die Jungs vom EFP zu warten. Um diese frühe Tageszeit war es in Erfurt noch recht kühl und nach einigem Frieren kamen dann auch Tom & Co vom EFP um die Türen zu öffnen und uns Zutritt zum warmen Fanhaus zu gewähren. Zu unserer Überraschung erfuhren wir, dass der Bus nicht wie angekündigt um 8 sondern erst um 9 Uhr abfuhr. Zeit genug, um im Fanhaus noch etwas zu frühstücken. Gegessen hatten wir schon zu Hause, also bestand unser „Frühstück“ aus der einen oder anderen Flasche Braugold.

Kurz nach 9 Uhr waren die beiden Busse besetzt und die Fahrt konnte endlich beginnen. Nach Reiseantritt durften wir sogleich einer Durchsage durch den Busfunk lauschen, die ab sofort jegliches Rauchen, Verlieren von Exkrementen (egal welcher Konsistenz) in den Bussen unter Strafe stellten. Verboten war es schon immer, doch nach einigen Zuwiderhandlungen auf den letzten Fahrten wurde es nun unter Strafe gestellt. Die Verbote zeigten Wirkung, kaum einer griff neben dem Alkohol zum Glimmstängel. Wurde doch mal einer schwach, wurde er sofort von seinem Nebenmann auf die Finger geklopft. Der Stimmung tat es keinen Abbruch, sie war ausgelassen bis heiter, ein Joke jagte den nächsten. Bereits nach wenigen Kilometern ereignete sich der erste Zwischenfall: ein Fahrgast, der nicht mehr ganz nüchtern schien, bat den Busfahrer zum Halten. Er tat es so eindringlich, dass der Standstreifen der Autobahn genutzt werden musste, denn sein Mageninhalt suchte sich unwiderstehlich den Weg nach oben. Nach überstandener Entleerung konnte es weiter gehen. Recht entspannt ging es bis zu einer Rast gegen 12:30 Uhr. Während wir auf dem Rastplatz uns unserer Notdurft entledigten, hatte mindestens einer der Mitfahrer das Bedürfnis, an einigen Sitzen die Lehnen gewaltsam zu entfernen. Zurück im Bus, wurden wir mit den defekten Lehnen konfrontiert und wie sollte es anders sein: es war mal wieder keiner. Wer solche Mitfahrer hat, braucht nicht auf andere Leute zu warten bis man ausrasten könnte. An den/die unbekannten Zerstörer richte ich nur folgende Worte: Du bist ein Depp und auf solche Deppen können wir getrost verzichten. Ihr helft niemanden. Ganz im Gegenteil. Bleibt das nächste Mal zu Hause und ärgert euren Nachbarn. Reißt ihm meinetwegen die Zaunsfelder ab aber verschont uns bitte mit eurer Gegenwart. Danke.

Die Stimmung war vorerst im Eimer und sollte sich bis zur Ankunft in Duisburg auch nicht mehr bessern. Besonders Tom, dem Fanbeauftragten des RWE, der den größten Teil des Ärgers abbekam, war die Petersilie für den Rest des Tages verhagelt.

Kurz vor halb drei trafen wir endlich in Duisburg ein und nach wenigen Metern zu Fuß waren wir auch schon im Stadion. Nach den üblichen Sicherheitskontrollen betraten wir die MSV-Arena, in der sich auch Trunkentroll Jonny nebst Freundin einfand. Uns freute es mächtig, dass er aus dem hohen Norden wieder zu einem RWE-Spiel fand. Seitdem er dorthin zog sind unsere Treffen mit ihm Mangelware.

Zum Spiel gibt es nicht viel zu sagen: Wenn eine Mannschaft, die auf einem Abstiegsplatz steht, zum Tabellenzweiten fährt, ist eine Niederlage schon irgendwie zu erwarten. Unser Hoffen auf eine Überraschung wurde nicht belohnt, der RWE unterlag mit 0:4 und neben dem Spiel verloren sie auch noch Koumantarakis (Muskelfaserriss) und Angelo Barletta, der sich eine rote Karte einfing und dem RWE in den nächsten 3 Spielen fehlen wird.

Aber auch wir hatten Verluste zu beklagen. Die Herren in Grün, die an sich zum Schutz der Veranstaltung und seiner Besucher eingesetzt sind, zeigten mal wieder ihr gesamten Können. Einige Festnahmen konnten sie verbuchen. Und diese Festnahmen führten sie mit einer derartigen Professionalität durch, dass man nur staunen konnte. Mit 15-20 Mann (alle nüchtern!) in den RWE-Block marschiert um einen auf den Stufen sitzenden volltrunkenen, ja fast bewegungsunfähigen Mann einzukassieren, ihn solange zu bearbeiten, bis er flach auf dem Boden lag (der war so voll, dass er von allein dorthin gefallen wäre) – all das fordert mir schon jede Menge Respekt ab. Da das nicht der einige derartige Vorfall war, frage ich mich ernsthaft, was dieses Schauspiel nur bedeuten soll. Werden in Deutschland immer mehr Trainingsplätze gestrichen, dass man auf solche Veranstaltungen zurück greifen muss? Oder ist man schon in der Vorbereitung auf die WM2006? Volltrunkene Fans – besonders beliebt scheinen die aus dem Osten der Republik zu sein – sind vielleicht die besseren „Trainingspartner“ als Sandsäcke oder Punchingbälle zu sein. Und wenn mal keiner auffällt wird eben provoziert.  Das sind natürlich alles nur Prognosen über die Ursachen dieser Zugriffe. Mehr möchte ich auch diesbezüglich – teilweise auch als Selbstschutz – nicht von mir geben. Aber Horst Schimanski, für viele ein Brutalo-Polizist, scheint in einigen Herren weiter zu leben. Man munkelt der WM-Slogan für nächstes Jahr lautet: „WM2006: Freunde zu Gast – Deutsche in den Knast“. Wie gesagt: Alles nur Vermutungen. Nichts genaues weiß man nicht, wie man so schön sagt...

Die Abfahrt in Richtung Erfurt verzögerte sich etwas, denn wir mussten auf unsere inhaftierten Businsassen warten. Nach geraumer Zeit, in der wir permanent von den Herren in Uniform aufgefordert wurden, in die Busse zu gehen, wurden sie zurück gebracht. Nun waren wir wieder vollzählig und zur Erleichterung aller konnte es endlich los gehen. Enttäuscht vom Ergebnis und der traurigen Vorstellung der Mannschaft traten wir die Heimreise an, die ich mit einem kurzen, aber erholsamen Schläfchen begann. Nach einer halben Stunde war ich wieder fit und durfte wieder an den Vorgängen im Bus teilhaben. Hinter mir saß Tom, der noch immer geladen war und wie ein Rohrspatz über die Vorfälle der Hinfahrt schimpfte.

Irgendwo in Hessen nahe der Abfahrt Salzgottern hatten wir den nächsten Kontakt zu uniformierten Personen. Doch dieses Mal waren wir nicht die Ursache der Kontrollen. Durchfahrende Reisebusse wurden auf den Rastplatz gelotst um Fahrtenschreiber, Bustechnik und andere Dinge zu kontrollieren. Bei uns war an sich alles in Ordnung, nur das Höchstgeschwindigkeitsschild, das am Bus angebracht werden muss, fehlte. Irgendwie muss es während der Fahrt abhanden gekommen sein. Trotz der Bitte, den Bus nicht zu verlassen, nutzten wir die Gelegenheit, um uns von einigen drückenden Körperflüssigkeiten zu trennen, einige Fotos zu schießen oder einfach nur dem Treiben der kontrollierenden Beamten zu folgen. Dass das Ganze von einem Kamerateam des ZDF gefilmt wurde, inspirierte zusätzlich, sich über diese Bitte hinweg zu setzen. Einige Unverbesserliche nutzten diese Chance, die Beamten zu provozieren. Ein paar ganz Lustige sangen „Der Plumpssack geht um“ und führten eine Art „Ringelpietz mit Anfassen“ vor. Doch diese auf dem Rastplatz eingesetzten Beamten waren ruhiger Natur, ließen sich nicht aus der Fassung bringen und alles ging ohne Zwischenfälle über die Bühne. Es geht also doch, es gibt also doch noch ruhige und besonnene Beamte, die zwar ebenso ihren Job erledigen aber in der Wahl ihrer Mittel vorbildlich sind. Solche Beamte wünsche ich mir auch in den Stadien der Liga. Aber wenn ich die Entwicklung der letzten Zeit betrachte, wird das wohl ein Wunschtraum bleiben. Leider.

Der Rest der Fahrt verlief recht ruhig. Es wurde weiter gefeiert und gegen 23 Uhr erreichten wir wieder das Fanhaus am Steigerwald. Da mein Zug in Richtung Heimat erst später fuhr, half ich den Jungs vom EFP, an denen immer die Drecksarbeit hängen bleibt, beim Reinigen des Busses. So hatte ich meine Wartezeit wenigstens sinnvoll verbracht und den Jungs war auch noch ein wenig geholfen, da jeder der Mitreisenden nicht schnell genug aus dem Bus kommen konnte, um eventuell anfallenden Reinigungsarbeiten zu entgehen. Nach einer kurzen Zug- und Taxifahrt kam ich gegen 1 zu Hause an, wo ich nach kurzer Reinigung schnellstens ins Bett fiel.


Die Zeit geht ins Land, das Jahr 2004 ist bald beendet. Eigentlich eine schöne Zeit, die fast immer mit der Nutzung der restlichen Urlaubstage gleichzusetzen ist. So auch dieses Mal.

Meine letzten 10 Urlaubstage nutzte ich, um garantiert am 16.Spieltag gegen Köln frei zu haben. So kam es, dass ich bereits am Wochenende um den 27./28.November frei hatte und diese Zeit ausgiebig mit Fußball verbringen wollte und konnte. Der RWE spielte, wie in der 2.Liga üblich, erst am Sonntag und so kam mir das Angebot von ische gerade recht, am Samstag nach Tschechien zu fahren und das Spiel des Zweiten Teplice gegen den Tabellenführer Sparta Prag anzuschauen.  

Wider erwarten waren die Erfurter ische, Henne und Polti pünktlich 7 Uhr in Arnstadt, wo wir verabredet waren. Polti war als Fahrer auserkoren, was bei mir doch ein wenig Magengrummeln hervor rief. Unvergessen war die Fahrt mit Polti im Mai nach Steinach gewesen, bei der er mit seinen Fahrkünsten unser Nervenkostüm stark beanspruchte.

Doch Polti ließ die Zeit seitdem nicht ungenutzt verstreichen und entwickelte sich zu einem Topfahrer. Ohne einen einzigen Fahrfehler chauffierte uns Polti nach Teplice und zurück. Und die Fahrt war sicher nicht einfach, denn sie führte über trockene, nasse, verschneite und auch glatte Straßen. 

Kurz nach 7 Uhr ging es los. Zurück zur B4 zur Autobahnauffahrt Arnstadt-West. Bereits auf dieser Etappe fand unser erste Zwischenstopp statt. Genauer gesagt, in der Getränkeabteilung des Arnstädter Kauflandes machten wir zum ersten Mal Halt um uns mit ein paar Sternburger Pilsenern einzudecken. Jeder war mit 3 Getränken bewaffnet, ische dazu noch mit frischem Gebäck – das sollte bis zur Grenze reichen.

Die Fahrt auf der A4 in Richtung Dresden verlief zügig. Nur ein paar Pinkelpausen und die teils sehr regennassen Fahrbahnen bremsten unsere Fahrt ein wenig. Das einzige, was immer weniger wurde, waren unsere Flüssigkeitsreserven. Sowohl die Tankfüllung als auch die Getränke schienen nicht bis Tschechien zu reichen und wir legten nochmals einen Zwischenstopp in Wilsdruff ein. Von dort aus ging es noch über einen Berg bei Altenberg und schon sollten wir das tschechische Nachbarland erreichen. Doch diese kurze Strecke hatte es in sich: Je höher wir kamen, um so heftiger schneite es. Die Straßen waren schneebedeckt und teilweise sehr matschig, weil der gefallene Niederschlag aufgrund der positiven Außentemperaturen schmolz. Aber Polti führte uns sicher den Berg hinauf und wieder hinab und über den Grenzübergang Cinovec fuhren wir – noch immer im dichten Schneetreiben – ins tschechische Nachbarland ein. 

An der ersten Wechselstube machten wir erneut Halt, um ein paar Euro in Kronen zu tauschen. Wir waren uns nicht sicher, ob wir im Stadion mit unserer Währung zahlen konnten. Die Gelegenheit wurde auch genutzt, um weitere Euro in Stachopamen und Budweiser zu tauschen. Weiter ging die Fahrt zum ersten größeren Markt, wo wir ausgiebig einkauften und einen längeren Halt einlegten. Unsere Euros wechselte fleißig den Besitzer, wir bekamen dafür Jeanshosen, Jacken, Schuhe und natürlich Zigaretten dafür. Mein Einkauf war der bislang schlechteste, den ich in Tschechien erlebte: Man schleppte mir ständig neue Jacken an, die alle gut aussahen, aber dennoch nicht die richtige Größe zu haben schienen. Nach zig Kleidungsstücken hatte ich dann doch irgendwann die richtige und vor allem passende Jacke für mich gefunden. Auch die Zigaretten waren unter aller Sau: Leider bemerkte ich erst in Deutschland, dass sie irre fest gestopft waren, man fast einen Kompressor brauchte, um an ihnen zu ziehen und dazu noch übel schmeckten. Was soll’s: Die 10 Euro für eine Stange PallMall kann ich in den Wind schreiben. Manchmal hat das Gesetz, das nur die Einfuhr von 200 Zigaretten erlaubt, doch seine guten Seiten.

Weiter ging es im Schneetreiben in Richtung Teplice. Die Temperaturen um den Gefrierpunkt schien trotzdem ein paar Damen nicht abzuhalten, sich in kurzen Miniröcken (oder waren es breite Gürtel?) am Straßenrand zu postieren. Die, die es besser hatten, durfte noch spärlicher bekleidet in einer Art Schaufenster in mickrigen Blockhütten Platz nehmen. Wir ließen sie am Straßenrand stehen, erhaschten nur hin und wieder einen Blick und fuhren weiter auf der E55 (Europas größtem Straßenstrich) nach Teplice.

Bis zum Spielbeginn waren es noch 1,5 – 2 Stunden. Diese Zeit nutzten wir, um in einem edlen Restaurant zu Mittag zu essen. Für nicht einmal 5 Euro aßen wir 150g Wiener Schnitzel mit großer Portion Pommes. Dazu gab es noch 2 Bier.  

Etwa 20 Minuten vor Spielbeginn kamen wir in der Nähe des Stadions an. Leider war die Parkplatzsituation nicht gerade berauschend. Die einzigen freien Parkplätze gab es direkt am Stadion, nur erreichbar durch eine Zufahrtserlaubnis. Ich hielt zwar das Stück Papier, auf dem der Routenplaner unseren Weg druckte, eifrig nach oben, aber das wollten die tschechischen Anabolikas nicht sehen und verweigerten uns den Weg zum Stadionbereich. Nach 2 oder 3 Runden um das Stadion fanden wir doch noch einen passenden Parkplatz, der nur etwa 10 Minuten Fußmarsch vom Stadion entfernt lag. Schnellen Schrittes erreichten wir die etwa 18000 Zuschauer fassende Arena, die mit 6000-7000 Zuschauern nur spärlich besetzt war. Für 80 Kronen (weniger als 3 Euro) Eintritt hatten wir die freie Wahl der Plätze. Nur der Sparta-Block blieb uns verschlossen. 

Das Spiel war nicht schlecht, obwohl es 0:0 ausging. Aber viel interessanter war es, die Aktionen der tschechischen Fans zu beobachten und das Stadion zu erkunden. Sowohl die Teplicer als auch die Prager Fans zeigten, dass sie in Sachen Pyro und Choreo einiges zu bieten hatten. Verwunderlich nur, dass sogar die Ordner staunend zuschauten und nicht eingriffen. Selbst als eine Plastikflasche auf das Spielfeld flog, wurde sie schnell weggeräumt und nicht solch ein Theater gemacht, wie es in Deutschland stets der Fall ist. Zwischendurch besorgten wir uns hin und wieder mal ein Gambrinus-Pils, das weder alkoholarm noch –frei war. Auch das erlebt man in Deutschland kaum noch, dass es ganz normales Bier im Stadion gibt. Ein paar gebratene Bockwürste und für Polti irgendwelche Teigwaren, die es in Deutschland nicht gibt, und wir brachten das Spiel über die Bühne. 

Nach dem Spiel ging es hurtig zum Auto und quer durch Teplice irgendwie mit einigen Umwegen wieder zur E55. Der nächste Halt war schon geplant, denn das Auto musste noch vollgetankt werden. Auch unsere Bierreserven mussten nochmals günstig aufgestockt werden. Nachdem das alles erledigt war, unsere Mägen nochmals mit Baguette’s gefüllt wurden, führte unser Weg wieder über Cinovec nach Deutschland. Auf der E55 durchfuhren wir auch einen Ort namens Bannewitz. Der Ort, wo unser Ex-RWE-Kicker Frank Seifert jetzt die Fußballschuhe schnürt. Frank wurde informiert, dass wir bereits im Landeanflug sind, doch leider war er schon wieder zu Hause – am anderen Ende von Dresden. Dennoch verabredeten wir uns an einem McDonalds in der Nähe von Dresden-Neustadt. Dorthin zu finden, sollte sich zu einem großen Problem entwickeln: Unser Autoatlas (Saison 2005/06) war wohl der neueste, den es auf dem Markt gab. In ihm waren Autobahnen eingezeichnet, die es in der Realität noch gar nicht gab. Nach ewigen Umwegen, vorbei am Dresdner Weihnachtsmarkt, dem goldenen Reiter und anderen Sehenswürdigkeiten der Elbmetropole fanden wir endlich einen McDonalds in DD-Neustadt, der sich dennoch nicht als der richtige erwies. Aber wir hatten die Nase voll, wollten nicht weitersuchen und so rief ich Frank nochmals an, dass er sich auf die Suche nach unserem Standort machte. Wir waren allerdings nahe am Ziel, denn nur wenige Augenblicke kam Frank gefahren.  

Bei einem kühlen Bierchen unterhielten wir uns ausgiebig über Franks Spieler- und Trainerleben beim SV Bannewitz und über Neuigkeiten im Erfurter Fußball. Die Wiedersehensfreude war groß und so merkte kaum jemand, dass das Gespräch fast eine Stunde dauerte. Wir hätten auch gerne länger mit ihm geredet, doch wir hatten noch immer eine weite Fahrt nach Erfurt vor uns. Frank stellte uns in Aussicht, dass er vielleicht gegen Dynamo Dresden nach Erfurt kommt und wir verabschiedeten uns. Auf dem Weg aus Dresden hinaus zeigte uns Frank noch den Treffpunkt, den er vorgeschlagen hatte. Ich glaube, den hätten wir nie im Leben gefunden... 

Kurz hinter Jena machten wir nochmals eine Rast, weil auch das tschechische Bier schneller floss als geplant. Bei dem netten Rastplatzbesitzer kauften wir nochmals nach, aßen noch schnell eine Bockwurst und erkundigten uns über die Ergebnisse der 1.Bundesliga. 17 Stunden und 50 Bier (zu dritt !) nach Abfahrt kamen wir wieder zu Hause an. Nun war Ausruhen angesagt, denn bereits am Sonntag Mittag ging es erneut in ein Stadion. Dann in das heimische Steigerwaldstadion zum Punktspiel gegen Karlsruhe (4:2).


Am Sonntag, den 07.11.04 stand das Zweitliga-Punktspiel beim FC Energie Cottbus auf dem Programm. Natürlich auch ein Grund für uns, mal wieder zeitig aufzustehen und uns auf den Weg in ferne Stadien zu machen.  

Nachdem für mich einige Auswärtsspiele passè waren, weil ich arbeiten musste und sich über die restlichen Fahrten ein Nebelschleier legte, der die Erinnerungen trübte, kann nun endlich mal wieder über eine Fahrt berichtet werden. 

Der erste, der an diesem Tag mit seinem Leben spielte, war wie üblich der Wecker, der in seiner charmanten Art und Weise pünktlich um 06:15 Uhr Alarm schlug. Doch dieses Mal wurde ihm schnell verziehen, denn schließlich ging es zum Fußball. Nach dem recht mageren Frühstück „durfte“ mich und mein Kumpel Marko meine Freundin zum Erfurter Hauptbahnhof fahren. Dort angekommen waren auf dem Vorplatz schon recht viele Fans zu sehen, die in ihrer rot-weißen Tracht natürlich leicht zu erkennen waren. Auch das satte Grün der Ordnungshüter war schon zahlreich vertreten. Es wurde sich begrüßt, das übliche Blabla abgehalten und kurz nach 8 Uhr ging es los in Richtung Cottbus. Meine übliche Begleiterin – die stets stattlich gefüllte Biertasche – blieb diesmal zu Hause. Marko kümmerte sich um die Verpflegung der Hinfahrt.

Auf der ersten Teilstrecke nach Halle gab es dann auch schon die ersten Probleme: Der Zugbegleiter bewies, dass man auch entgegen der Volksmeinung in diesem Beruf rechnen kann. Schnell stellte er fest, dass weniger als 10 Wochenendtickets wohl kaum ausreichten, um etwa 150 Mann zu transportieren. Der Schaffner, der max. 1,65m groß war, wuselte von nun an wie ein tasmanischer Teufel durch den Zug und klärte uns auf, dass in Naumburg Endstation sei, wenn nicht ausreichend Tickets vorhanden seien. Warum er als einziger den Zug in Naumburg verließ und wir eine um Längen nettere Schaffnerin bekamen, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht hatte er Feierabend, vielleicht hatte er auch sein Pulver verschossen oder zu hoch gepokert. Nicht auszudenken, was in Naumburg alles passiert wäre, wenn dort einige Fans den Zug verlassen hätten müssen.

Aber egal, wir kamen planmäßig in Halle an und wie schon erwartet, hatten dort alle Bahnhofsläden zu. Wir machten uns also auf die Socken, um an einer nahegelegenen Tankstelle Nachschub zu besorgen. Aber was war passiert? Liefen wir durch Halle oder rückwärts durch die Zeit? Das zumindest konnte man meinen, weil wir durch Straßen kamen, in denen fast nur verfallene Gebäude standen. Unser Weg führte etwa einen Kilometer durch Ruinen, abrissfertige Häuser mit zugemauerten Fenstern und Wohnhäusern, in denen man nicht mal seine Schwiegermutter unterbringen würde. Wenigstens passte sich die Tankstelle in ihren Preisen dem niedrigen Niveau des Gesehenen an und so konnten wir nochmals 10 Radeberger für 1 Euro/Flasche erwerben. So billig habe ich schon lange nicht mehr an einer Tankstelle eingekauft.

Zurück am Bahnhof stand unser Zug bereits parat und weiter ging es in Richtung Cottbus. Einer unserer Zugbekanntschaften fuhr nicht mehr weiter mit: Er hatte während unserer Abwesendheit irgendetwas in Halle angestellt und wurde erst mal zur Datenfeststellung aufgehalten. Dafür stiegen weitere Fans zu, die ab Halle mit uns reisten und sich das Spiel in Cottbus ansehen wollten. 

In Cottbus angekommen, erwartete uns ein gut 15minütiger Fußmarsch zum Stadion. Auf dem Weg nervte mich mein Schnürsenkel, der sowieso zu lang war, gewaltig. Er hatte nichts dümmeres zu tun, als ständig aufzugehen. Nicht gerade lustig, wenn man im Trupp läuft und bei jedem Binden von hinten über den Haufen gerannt wird. Irgendwann kamen wir am Stadion der Freundschaft an. Ein Teil betrat das Stadion, ein anderer Teil kaufte noch schnell Karten, um uns dann zu folgen.

Plötzlich stellte sich mir ein Mädel in den Weg und schnell stellte ich glücklich fest, dass es sich bei dem Mädel um niemand anderes als Anni handelte. Und wo Anni ist, ist Jonny nicht weit. Nachdem ische und ich mit dem Zug in Cottbus anreisten, trafen wir völlig überraschend Jonny in Cottbus. Die 3 Trunkentrolle waren seit Wochen mal wieder gemeinsam on Tour, zum ersten Mal völlig ungeplant. Jonny’s Überraschung war geglückt und dieses Glück musste am Bierstand erst mal gehörig gefeiert werden. Natürlich wurde auch über das anstehende Spiel gefachsimpelt: Keiner wusste wie es ausgehen würde. Holen wir endlich wieder Auswärtspunkte? Wird der „Aufbau Ost“ fortgeführt und nach Aue der nächste schwächelnde Gegner aus dem Osten wieder aufgebaut? Nach 90 Spielminuten, einigen Bieren und Glühweinen (die Glühweinsaison ist hiermit eröffnet!) waren wir schlauer. Cottbus gewann 3:0, wir verloren das Spiel und unsere gute Laune. Schnell bewegte die der Trupp wieder zum Bahnhof, auch wenn diesmal einige Leute fehlten, die einen Zug später fuhren. Die Fahrt bis Leipzig wurde genutzt, um sich etwas auszuruhen und den schweren Kopf, den wir uns mühsam auf der Hinfahrt und im Stadion erarbeiteten, abzubauen. Fast durchweg wurde in dem überfüllten Zug an den unmöglichsten Stellen und Stellungen geschlafen.

Auf dem Hauptbahnhof in Leipzig kam es zu einem kleinen Aufeinandertreffen mit einigen Sachsen-Fans, die wie wir von einem Auswärtsspiel kamen. Doch die Herren in der grünen Uniform verhinderten Schlimmeres und ließen die beiden Fangruppierungen nicht aufeinander treffen. Viel wäre sicher nicht passiert, denn bislang habe ich mit den Sachsen-Fans immer gute Erfahrungen gemacht.

Nach einem kurzen Besuch bei McDonalds, der damit endete, dass wir zum Bahnsteig hetzen mussten, weil uns irgendjemand die falsche Abfahrtszeit des Zuges verriet, konnten wir in Ruhe unsere Burger am Bahnsteig verdrücken. Der Zug stand noch mindestens 30 Minuten nachdem wir angerannt kamen. Danach ging es über Weißenfeld weiter in Richtung Erfurt, wo sich unsere Wege trennten.


Die Woche war lang und schien sich wie an einem Gummiband hinzuziehen. Nach den Siegen gegen den VfB Stuttgart und in Mainz hatte der RWE die Chance, mit einem Sieg am 7.5.04 gegen den SV Wehen-Taunusstein die Tabellenführung in der Regionalliga Süd zu übernehmen. Dazu war ein Zuschauerandrang und eine Atmosphäre zu erwarten, wie es sie seit Jahren nicht mehr im Steigerwald gegeben hatte.

Die Tage bis zum Spiel wurden gezählt und obwohl sie nicht vergehen wollten, kam dann doch irgendwann der Termin, wo die Partie steigen sollte. Endlich war es Freitag und nur noch wenige Stunden bis zum Anpfiff. Zur Einstimmung auf das Highlight des Tages wurde am Nachmittag „Das Wunder von Bern“ angeschaut und gegen 16:30 Uhr ging es ins Stadion. Am Fanhaus war schon reges Gedränge. Obwohl schon mehrere tausend Karten im Vorverkauf abgesetzt wurden und das Wetter alles andere als gut war, wollte es sich wohl keiner nehmen lassen, diesem Spiel beizuwohnen. Schon zu diesem Zeitpunkt war zu sehen, dass die anvisierten 10000 Zuschauer erreicht werden können. Als das Spiel um 19:39 Uhr (der Schiri stand im Stau) angepfiffen wurde, fanden sich 11340 Zuschauer im weiten Rund ein und begannen sofort, den RWE anzufeuern. Die zwei Anpeitscher in der Kurve, aber auch die Fans auf der ausverkauften Tribüne lieferten ganze Arbeit, die Laola raste mehrer Male durch Stadion und Wechselgesängen klappten wie selten zuvor. Nach anfänglichen Problemen mit der Wehener Mannschaft zahlte dann auch die RWE-Elf den pausenlos supportenden Fans ihren „Lohn“ und gewannen durch Tore von Fußballgott Hebestreit und Neitzel, dessen Knoten endgültig geplatzt scheint, mit 2:0. Der RWE war nun Tabellenführer, und wir feierten dies ausgiebig. Ein Bier jagte das andere, ein frohgelaunter Fan folgte dem nächsten ins Fanhaus, in dem noch Stunden nach dem Abpfiff solch ein Gedränge herrschte, dass wir lieber Station davor bezogen. Dort war ein wenig mehr Platz und man konnte sich wenigstens etwas unterhalten. Fanartikel-Igel haute auch einen Bolzen nach dem anderen heraus, verkaufte einem technikunkundigen Fan, der absolut nicht verstehen wollte, was ein Mousepad ist, dieses Teil als großen Bierdeckel. Auch Ex-Präsi Leitenstorfer, der ein Glas kaufte, wurden gleich mal 24 angeboten, falls mal Besuch kommt. ;)

Eines war klar: Jeder war stolz auf diese RWE-Elf und jeder hatte immer noch Fußballhunger, der am Samstag gestillt werden sollte. Leider konnten wir uns nicht einigen, zu welchem Spiel wir am Samstag pilgern: Einige fuhren nach Magdeburg, um das Spiel gegen den HFC zu sehen. Andere wollte in der Stadt bleiben und entschieden sich für Erfurt-Nord gegen den FCC. Wir zogen es vor, dem RWE treu zu bleiben und beschlossen, die zweite Mannschaft in Steinach zu unterstützen. Die Diskussionen dauerten noch lange an und reichlich erschöpft ging es für mich gegen 1:30 Uhr mit Ronny (Danke für’s Mitnehmen) nach Hause.
 

Am nächsten Morgen klingelte 10 Uhr der Wecker in seiner gnadenlosen Art und Weise. Erste Amtshandlung an diesem Tag war, ihn nochmals auf 10:30 Uhr zu stellen, da weder der schwere Kopf noch der schlaffe Körper aus dem Bett zu bewegen waren. Dann musste allerdings aufgestanden werden, denn ische und Polti hatten sich bereits 11 Uhr als Abfahrtstermin gesetzt. Polti, der erst wenige Tage Besitzer eines Führerscheins und eines Autos ist, hat sich bereit erklärt, uns nach Steinach mitzunehmen. Dies war auch der Grund der frühen Abfahrt und Polti’s arg aufregende Fahrweise sollte einen weiteren Grund liefern, weshalb wir so früh abfuhren. Auf der ersten Fahrtetappe auf der A71 von Arnstadt nach Ilmenau wurde konstant 120 km/h gefahren, es hätte nur noch gefehlt, dass uns die LKW’s von hinten Lichthupe gegeben hätten. Erst nach einigem Zureden unsererseits und Schweißausbrüchen auf Polti’s Seite wurde der Lancia kurzzeitig auf 150 km/h gebracht. Ab Ilmenau ging es nur noch auf Landstraßen über Gehren, Großbreitenbach, Katzhütte und  Neuhaus nach Steinach. Auch hier gab es mehrere schwarze Momente im fahrerischen Können: 90°-Kurven wurden in einem Radius eines Gelenkbusses befahren, immer die Gegenfahrbahn in vollster Benutzung. Ein Umleitungsschild sah er auch noch nie, völlig verdattert fragte er uns, was das große „U“ auf dem Schild zu bedeuten hätte. Ein Anstieg der Straße kurz vor Neuhaus brachte ihn erneut aus dem Konzept, weil der Wagen nicht mehr so recht ziehen wollte. Nach der Ausführung meines Vorschlags, mal einen Gang herunter zu schalten, fuhr der Wagen wieder problemlos. Wir wollten diesen Tag eigentlich alkoholfrei verbringen, aber all diese Aktionen führten dazu, dass wir in Neuhaus an einem Norma-Markt erst mal anhalten mussten. Leider hatte der Markt schon geschlossen, wir kamen 8 Minuten zu spät an. Ische bekreuzigte sich noch mal und weiter ging es. An der Ausfahrt des Marktes hatte sich ein Feuerwehrmann postiert. Rechts und links waren ausreichend Platz, dass ein Panzer vorbei kam, aber unsere Chauffeur hupte erst mal kräftig, um mit heftigen Handbewegungen zu zeigen, dass der Feuerwehrmann von der Straße gehen sollte, damit wir vorbei konnten. Die Gesten, dazu das verdutzte Gesicht des sich auf der Flucht befindenden Feuerwehrmanns lösten einen heftigen Lachanfall unsererseits aus, obwohl wir viel lieber im Fußraum verschwunden wären oder gar unsichtbar gewesen wären. Was soll’s, wir hatten Nervenkitzel, viel Spaß und passiert ist keinem etwas. Jeder fängt mal klein an und richtig Autofahren lernt man eh erst im wahren Leben und nicht in der Fahrschule. Bis Steinach passierte nichts mehr und wir kamen etwa 90 Minuten vor Spielbeginn am Fellbergstadion an.

Die verbleibende Zeit nutzten wir zur Ortsbegehung. Auch wenn alles idyllisch wirkte, in Steinach schien alles ein paar Jahre zurück geblieben zu sein. Wir liefen den gigantisch wirkenden Berg hinab in die Stadt und fanden nach einiger Suche ein geeignete Lokalität, in dem wir erst mal etwas essen konnte. Es war ein Eis-Cafè, Ernas Eis-Cafè, und was isst man in einem Eis-Cafè?: Natürlich: Schnitzel mit Zigeunersoße und Pommes. Die nette Bedienung bot uns an, trotz der vorangeschrittenen Stunde Mittagessen zu servieren und wir nahmen das Angebot dankend an.

Frisch gestärkt konnten wir den Rückweg auf den Fellberg in Angriff nehmen. Und bergauf kam er uns noch steiler vor. Kurz vor dem Anpfiff erreichten wir wieder das Stadion und dann ging es auch schon los. 220 Zuschauer, davon 10 Erfurter Fans, sahen ein hart geführtes Spiel, in dem sich die zweite Mannschaft ein paar Feldvorteile herausspielte. Schon während des Spiels war deutlich spürbar, dass die Waldmenschen (anders kann man sie wirklich nicht nennen) sehr aggressiv waren. Ein älterer Herr vor uns kommentierte jede unserer Äußerungen in gereizter Art und Weise. Auf den Beinen konnte er sich nicht halten – die Klappe aber auch nicht. Wir nahmen es mit Humor.

Als wenige Minuten vor Ultimo Robert Fischer das 1:0 für den RWE II köpfte, schien die Stimmung zu eskalieren. Erst recht, als der sehr schwache Schiri einen Steinacher vom Platz stellte. Kurz danach war das Spiel zu Ende und doch ging es jetzt erst richtig los: Der aufgewühlte Dorfmob drehte durch, attackierte RWE-Spieler beim Gang in die Kabine und ließen den Schiri nebst Assistenten gar nicht mehr vom Platz. Erst als mehrere Ordner den Referee begleiteten, konnte er unter heftigem Bier- und Mineralwasserregen und aggressiven Attacken von immer noch etwa 100 „Fans“ das Gebäude betreten. Auch wir hatten ein paar Bedenken, durch diese Masse unbeschadet zum Auto zu kommen – doch alles ging gut und wir konnten die Rückfahrt antreten.

Die Rückfahrt verlief ähnlich wie die Hinfahrt. Unser Fahrer schaffte es allein bei der Abfahrt des Fellbergs zweimal Rechts-vor-Links zu missachten, einigen Male war an steilen Kurven die Straße etwas eng, aber ansonsten kamen wir sicher wieder zu Hause an.

Kaum angekommen, stellte ich fest, dass meine Jacke noch im Auto liegt. Aber da Polti kein Raser ist, musste er auch nicht allzu weit zurück fahren, denn mein Anruf ereilte ihn nur wenigen hundert Meter von meiner Wohnung entfernt.

Es war ein geniales Wochenende im Zeichen des RWE, der mit 2 Siegen jeweils die Tabellenspitze der Regionalliga Süd bzw. der Landesliga erkämpfte.


Am Samstag, d. 20.03.2004 stand für den RWE ein weiteres Auswärtsspiel auf dem Programm und somit auch wieder eine Reise für uns Fans. Diesmal sollte es nach Eschborn ins benachbarte Hessen gehen. Weil die Fahrt nicht besonders weit war, bot es sich an, wieder mit dem Zug zu reisen. Diese Idee hatten weitere Fans, so dass man auf eine stattliche Anzahl von etwa 100 Zugfahrern kam. 7 Uhr 30 war Treffpunkt auf dem Erfurter Bahnhofsvorplatz, der sich mehr und mehr in rot-weiße Farben hüllte. Am Bahnsteig 5, wo unser Zug kurz vor 8 Uhr abfuhr, mischte sich wie erwartet eine weitere Farbe in unserem Trupp – ein stattliches Grün, getragen von der uns bewachenden und beschützenden Ordnungsmacht. Auch einige Polizeihunde waren mit dabei, die sich der Laune ihrer Hundeführer anpassten und einige Male giftig knurrten. So musste ich bereits auf dem Bahnsteig meinen ersten Stunt hinlegen und über ein Geländer steigen, um meine erste geleerte Bierflasche ordnungsgemäß zu entsorgen. Sicherheitshalber wurde natürlich alles von Abfahrt bis Wiederankunft in Erfurt von einem fleißigen Kamerapolizisten gefilmt.

Aber egal, es war nichts anderes erwartet worden. In Neudietendorf stieg die „Fraktion Ilmenau“ zu, was den Spassfaktor weiter steigen ließ. Im Zug herrschte ausgelassene Stimmung, das Holzmichl-Lied wurde unzählige Male geträllert, zudem 00-Schneiders ständig unter Fußgetrampel begleitetes Motto „Jung und kaputt“-Geschreie. Die Fahrt über Eisenach, Bebra und Frankfurt verlief lustig und bald waren die mitgebrachten Bierreserven aufgebraucht gewesen. Das sollte allerdings nicht zum Problem werden, denn wir hatten mehrere Mal einen längeren Aufenthalt, der zum Nachladen die Biertasche genutzt wurde.

Im Frankfurter Hauptbahnhof  wurden etwa 30 weitere RWE-Fans in unseren lustigen Trupp aufgenommen. Sie fuhren etwas eher, wurden allerdings in der Mainmetropole festgehalten, um alle RWE-Fans gemeinsam nach Eschborn zu geleiten.

Etwa 13 Uhr kamen wir in Eschborn an, wo sich die mittlerweile auf 130 Fans herangewachsene Schar auf einen 5 bis 10minütigen Fußmarsch in Richtung Heinrich-Graf-Sportanlage machte. Dieser Weg wurde mit „Ufftas“ und anderen Aktionen unterbrochen, der Spass stand immer im Vordergrund. 

Die Graf-Sportanlage war ein kleines, beschauliches Stadion, das gerade mal 3000 Fans Platz bietet. Nach Bezahlung von üppigen 8 Euro Eintritt und den üblichen Leibesvisitationen am Einlass durften wir es endlich betreten. Die Zaunfahnen wurden gehisst, das erste alkoholfreie Bier gezischt und die netten Damen vom Grill mit dem Kauf von Brat- und Rindswürsten beglückt. Mit frisch gestilltem Durst und gesättigt konnte das Spiel für uns beginnen. Doch das Stadion war nicht gerade zuschauerfreundlich: Man sah kaum etwas, den eh schon spärlichen Blick auf das Spielfeld versperrten die Zaunfahnen zudem noch immens. So wurde die wenigen Treppen im Block von den insgesamt 493 mitgereisten RWE-Fans schnell belegt. Einige zogen es vor, am Zaun zu bleiben, um sich dort den Blick auf das Spielfeld zu sichern. Die Stimmung im Block sollte sich schnell trüben, bereits nach einer knappen Viertelstunde lag der RWE mit 0:2 im Hintertreffen. Das konnte doch alles nicht wahr sein, wieder so ein mieser Start gegen scheinbar schwächere Gegner. Nun waren die Emotionen im Block gereizt, einige bestiegen bereits die Zäune, die notdürftig für diese Saison angebracht waren. Für die Polizei natürlich ein gefundener Anlass, zum erstenmal einzuschreiten. Doch sie schienen nicht mit dem Zusammenhalt der Rot-Weißen gerechnet zu haben: Der auserkorene Übeltäter wurde sofort nach hinten gedrängt, der Weg der Ordnungsmacht zugestellt. Zugriff vermieden! Danach zogen sie es vor, uns unbehelligt im Block zu lassen.

Das Spiel ist schnell erzählt, mit 1:2 ging es in die Kabine (Neitzel traf zum Anschluß), nach der Pause stürmte nur noch der RWE. Einige fragwürdige Entscheidungen ließen die RWE-Seele noch mehrmals hoch kochen, doch in der 84. Minute fiel doch noch der ersehnte Ausgleich durch Okic. Wenigstens ein Punkt schien gerettet, der RWE wollte allerdings mehr und erspielte sich Chance um Chance, um den so wichtigen Sieg zu sichern. Mitten in diese Drangphase fiel der K.O.-Schlag gegen den RWE, als Kolb kurz vor dem Ende den Siegtreffer der Eschborner erzielte.

Alles in allem war die Mannschaftsleistung der Erfurter in Ordnung, mit den unzähligen ausgelassenen Chancen verbaute man sich wie so oft gegen „kleine“ Mannschaften den Sieg. 

Der Weg vom Stadion zurück zum Bahnhof  kam mir wie ein Trauerzug vor. Erst in der S-Bahn nach Frankfurt besserte sich die Stimmung wieder etwas. Im Frankfurter Bahnhof wurden die Bierreserven nachgefüllt, danach sah die Welt schon besser aus. Erste Gesänge wurden wieder angestimmt, besonders eindrucksvoll war „Wir kommen aus dem Osten und leben auf Eure Kosten“, der von fast allen der über 100 Fans mitgebrüllt wurde und in der Bahnhofshalle widerhallte. Ob das überhaupt jemand verstand, bleibt fraglich, denn in Frankfurt und Umgebung scheint es keine deutschen Bürger mehr zu geben. Ich habe schon Auslandsurlaube erlebt, in denen ich mehr Deutsche traf als auf diesem Bahnhof. Obwohl ich das weniger lustig finde, sorgte der Spruch „Oh, guck mal – ein Deutscher“ für einige Erheiterung. Ich will nicht politisch werden, aber ich bin froh, nicht dort leben zu müssen... 

Auf dem Frankfurter Bahnhof hatte SkySpike noch seinen großen Auftritt: Ein Vertreter der Firma „Clubmaster“ verscherbelte dort 5 Zigarillos, 1 Zigarre und ein Feuerzeug für einen Euro. Das erschien mir recht günstig und ich erwarb sogleich 2 solcher Pakete. Nach einem kurzen Smalltalk mit dem Vertreter zog ich wieder von dannen, wenige Meter weiter tippte mich Skyspike an und gab meine eben bezahlten 2 Euro zurück. In der Zeit, die ich mit dem Vertreter verquatschte, brachte er sie wieder in unseren Besitz und gab sie – ehrlich wie er ist – mir wieder zurück. Dafür gibt’s spätestens gegen Augsburg ein Bier für ihn ;) 

Weiter ging es nach Bebra. Auch auf diesem Abschnitt war die Stimmung ausgelassen, einige mussten dem Alkohol, den sie während des ganzen Tages tranken, Tribut zollen und dösten in ihren Sitzen oder torkelten durch den Zug. Der Rest trank weiter und einer der Mitgereisten (Namen tun nichts zur Sache –  es war aber kein Web- oder Trunkentroll !!!) packte sein heiligstes Stück aus, um es eine Dame (Polizistin?) auf sich aufmerksam zu machen. Das brachte ihm beinahe eine Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses ein. Entweder war die Dame von ihm oder von der Art seiner Anmache wenig begeistert, sie fand es weitaus weniger lustig als wir. Wir hatten unseren Spass und das war das einzige, was zählte... 

Die Aufenthalte in Bebra (Gaststätte Notbremse) und Eisenach (AVIA-Tankstelle) wurden ausschließlich genutzt, um weitere Bierreserven für die restlichen Etappen der Fahrt anzulegen. In Neudietendorf war für mich die Reise in der Truppe beendet, ich verließ den Zug, um mich der Fraktion Ilmenau anzuschließen und mit ihnen den Rest der Heimreise anzutreten. Noch eine kleine Spende für das Taxiunternehmen und ich war nach einem anstrengenden aber schönen Tag wieder zu Hause. Ein besseres Ergebnis der RWE-Elf hätte diesen Tag perfekt machen können. Aber vielleicht klappt es in 2 Wochen, wenn es mit dem Bus nach Augsburg geht. Dann sind neben den „üblichen Verdächtigen“ auch wieder Trunkentroll Jonny und die Berliner dabei. Das verspricht schon jetzt jede Menge Spass..



Am Sonntag, dem 07.März 2004, stand nach längerer Pause wieder ein Pflichtspiel des RWE auf fremden Boden auf dem Plan. Nun war auch die Winterpause für die Auswärtsfahrer endlich beendet. Kaiserslautern rief – und wir folgten seinen Rufen.

Da das Spiel erst auf 15 Uhr angesetzt war, kamen bereits lange Zeit vorher Probleme auf. Eine Zugfahrt mit dem Wochenendticket war nicht möglich, spätestens in Eisenach wäre Feierabend gewesen. Weil uns das zu unsicher war und auch keiner die Kosten für den ICE ausgeben wollte, mussten wir wohl oder übel per PKW in die Pfalz fahren.

Wie immer gab es mehr Interessenten als Plätze im Auto, wie immer wollte keiner fahren und wie immer traf es wieder Kay, der auch diesmal der Kutscher der lustigen Truppe war. Ein Audi 80 ist eben doch schneller und komfortabler als ein Ford Fiesta. Tipper kam bei Stahli und TV-Team unter, Christian weilte bei Verwandten in Hessen und so legte sich unsere PKW-Besetzung von alleine fest: Kay am Steuer und Ische, Micha und ich auf den „billigen Plätzen“. Bereits Samstag Abend war die erste Planänderung durchgeführt worden, die Abfahrtszeit wurde nach vorn verlegt und Kay schrieb geheimnisvoll von einem 5.Mitfahrer – einem „Überraschungsgast“.  

Pünktlich 7:45 Uhr ging es in Arnstadt los. Die erste Etappe führte uns ans Fanhaus, wo wir Ische ins Auto einluden. Nun ging es in die Innenstadt – der Überraschungsgast sollte dort abgeholt werden. Zu unserer Freude war es Krissi, die kurzentschlossen die Fahrt mit antrat. Nette weibliche Begleitung war uns sicher und die Fahrt nach Waltershausen, wo Micha wartete, konnte beginnen.

Bei unserer Ankunft in Waltershausen war Micha bereits anwesend, so dass es gleich weitergehen konnte. Micha nahm erst mal zwischen uns Trunkentrollen Platz, oder besser gesagt: er wurde zwischen uns geklemmt. Er hatte arg wenig Platz, die Schultern nach vorn geklappt nahm er mit uns die Reise in Angriff. Seine fünf Flaschen Bibob hielten zwischen uns natürlich auch nicht lange, zumal Isches Getränke im Kofferraum auf den Verzehr warteten und ich dieses Mal mit leeren Händen die Fahrt begann. Sicherheitshalber wurde allerdings bereits in Waltershausen etwas Flüssignahrung gekauft.

Bis Kirchheim hielt Micha die Enge aus, doch es war ihm anzumerken, dass er froh war, als er das Ische-Mimi-Sandwich verlassen durfte. Kirchheim war wie eh und je unsere Raststätte und wie immer kehrten wir im McDonalds ein, um uns zu stärken. Nach etwa 30 Minuten Pause sollte es weitergehen. Ein kurzer Plausch mit Stahli, TV-Team und Tipper, die wir dort trafen, und schon waren wir wieder auf der Autobahn Richtung Kaiserslautern. Diesmal saß ich vorn und sowohl ich als auch die anderen drei auf der Rückbank hatten mehr Platz. Die nutzten wir zum Schlafen, denn irgendwie waren alle etwas müde. Entweder kamen wir am Vorabend nicht zeitig genug vom PC oder hatten mit den Nachwirkungen der Samstagsaktivitäten zu tun. Ich hatte mir die halbe Nacht mit Schumis Traumfahrt in Melbourne um die Ohren gehauen und nutze die sich bietende Zeit zum schlafen. Der nächste Halt war Wetterau, ein paar Getränke wurden nachgekauft und sofort ging es weiter. Ein kleines Kopfschütteln rief Micha in uns hervor: Er kaufte sich eine BRAVO, mehr um uns zu belustigen als aus Interesse am Inhalt. Irgendwann während dieser Zeit rutschte uns das Wort „ob“ mehrmals heraus – es sollte das Schlagwort des Tages werden und uns noch viel Freude bereiten.

Für 12:30 Uhr waren wir in Lorsch mit Christian verabredet, der dort zu uns stieß. Weil wir einige Zeit vorher dort ankamen, nutzten Kay, Micha und Krissi die Zeit, um einen Kaffee zu trinken. Ische und ich nutzten sie mit dem Leeren von Getränkeflaschen und dem Schießen erster Bilder des Ausflugs. Als Christian ankam, fuhren wir sofort und fast ohne weiteren Halt nach Kaiserslautern. Platz war nun genug im Auto, denn Micha stieg in Christians VW um, damit er nicht allein fahren muß. Und immer hatten wir das Wörtchen „ob“ auf den Lippen. Warum, wusste keiner so recht… 

In Kaiserslautern angekommen, hatten wir noch jede Menge Zeit, die wir mit Bekannten verquatschten. Das Spiel fand wie immer auf dem Platz 4 statt, immer mit dem großen Betzenberg-Stadion vor Augen. Dort war eigentlich alles wie immer: die Ordner waren peinlichst kleinlich, keiner durfte falsch stehen und hin und wieder gab es diesbezüglich Anweisungen. Ordnung muß sein, aber man kann es auch übertreiben. Selbst meine Ersatzakkus für die Digitalkamera durfte ich wieder in das Auto bringen, weil ich sie ja auf das Spielfeld hätte werfen können. Unverständlicherweise durfte Christian seine Akkus ins Stadion mitnehmen.

15 Uhr begann das Spiel, welches von 600 Zuschauern, darunter etwa 150 aus Erfurt, verfolgt wurde. Kaiserslautern war noch nie ein gutes Pflaster für uns, immer taten wir uns dort schwer. Dieses Mal spielten wir weitaus besser als in den Vorjahren (wo wir immer unterlagen), aber auch in diesem Jahr sollte kein Sieg heraus springen. Mit 1:1 trennte man sich auf dem Betzenberg und kurz vor 17 Uhr traten wir die Rückfahrt an.  

Bis Lorsch fuhr Micha wieder bei Christian mit. Christian verließ uns dort wieder, weil er wieder zu seinen Verwandten fuhr und wir waren wieder zu fünft. Der folgende Stop war wiederum Wetterau. Dort sollte das Wörtchen „ob“ sein Comeback haben: Bei einer kleinen Rast wurde der Verkäufer gefragt, ob er zur Bockwurst „Ob-Senf“ hätte. Natürlich hatte er den nicht. Auch die Fragen nach „ob-Zigaretten“ und anderen Artikel der Marke „ob“, die es gar nicht gab, hatte er nicht. Das Schöne war, dass der Typ gar nicht begriff, dass wir ihn maßlos verarschten. Der war so dusselig, dass wir das Spiel noch tagelang hätten treiben können. Doch wir mussten weiter. Außer einem kleinen, aber heftigen Regenguss in der Nähe von Frankfurt, der uns nochmals zu einem kurzen Stop zwang, sollte auf der Rückfahrt nichts mehr passieren. Gegen 22 Uhr waren wir wieder zuhause.

Nächstes Wochenende bleiben wir daheim und empfangen die Kickers aus Offenbach. Aber in 2 Wochen geht es wieder on Tour. Diesmal wieder mit dem Zug und erstmals ist Micha bei den Zugfahrern dabei. Dann geht es nach Eschborn.

Trunkentroll Mimi


Am Samstag, d. 15.11.2003, bestritt der RWE sein Punktspiel beim 1.FC Saarbrücken. Es war das Spitzenspiel des 16.Spieltags, der Zweite empfing den Fünften. Kein Frage, dort durften auch wir nicht fehlen. 

Trunkentrolle sind wie siamesische Zwillinge. Doch im Vergleich zu denen wollen wir nicht getrennt, sondern so oft es geht zusammen sein. Spätestens nach Jonnys Umzug nach Delmenhorst ist das ein Problem. Aber die Fahrt nach Saarbrücken bot den Anlass, sich mal wieder zu einer größeren Fahrt zu treffen.
Da die Verbindung ins Saarland mit der Bahn zu kompliziert und zeitaufwendig war, nahmen wir gerne das Angebot der Ultras an, in einem von ihnen gemieteten Bus mitzufahren. Nun stand der Tour nichts mehr im Wege.

Bereits am Abend zuvor spielte der BSV sein Stadtpokalspiel im Gebreite. Dieses Spiel sollte der Treffpunkt für uns sein und etwa 19 Uhr waren wir Trunkentrolle wieder vereint. Wir verfolgten das Spiel zu Ende, bewunderten den BSV, der sich Tor für Tor erbettelte und am Ende zweistellig unterging. Doch auch das konnte der Stimmung keinen Abbruch tun. Nach dem Spiel ging es zu Ische, wo sich Jonny noch umziehen wollte und kurze Zeit später waren wir schon auf dem Weg zum Parkplatz der Thüringenhalle, auf dem Jonnys Auto abgestellt werden sollte. Ein Besuch im „Blücher“ war angesagt und gegen 21 Uhr waren wir am ersten Tagesziel angelangt. Jetzt konnte so richtig Wiedersehen gefeiert werden und wir taten das ausgiebig mit Bier und Pfeffi, als feste Nahrung gab’s Pommes mit Brätl und Steaks. Später gesellten sich noch die „BSV-Helden“ SkySpike und Kutte zu uns, auch Ali gab sich noch ein Stelldichein – er kam aus Halle angereist, wo er das Spiel HFC – FCM besuchte.

Doch irgendwann hatte auch die längste Blücher-Nacht ein Ende und wir suchten krampfhaft nach einer Lokalität, die uns den Rest der Nacht bewirten sollte. Doch keines der ausgewählten Lokale hatte geöffnet oder entsprach unseren Ansprüchen. Nun war guter Rat teuer. Sollten wir den Rest der Nacht in der Eiseskälte oder im Auto verbringen? Als wir uns schon mit dem Gedanken anfreundeten, fiel irgendjemanden doch noch eine Lösung ein, die sich wenig später als wenig brilliant erwies: Wir statteten unserem Freund Poltermann einen Besuch ab. Felix freute sich darüber so sehr, dass er aus dem Schimpfen nicht mehr herauskam. Noch größer war die Freude seiner Mutter, die verständlicherweise so gar nicht begeistert war. Nach wenigen Minuten, die wohl für die Familie P. als endlos erschienen, verließen wir wieder die Wohnung und begaben uns zum Auto. Dort tranken wir ein paar Pils und hörten den Nachtstunden angemessen, leise ein paar Lieder aus dem Autoradio. Doch auch dort waren wir nicht gern gesehen und lockten eine Streife an, die mit 2 Ordnungshütern besetzt war, die keinen Spaß verstanden. Sofort ließen sie sich Ausweise und Fahrzeugpapiere aushändigen und suchten solange, bis sie etwas fanden, was nicht ihrer Ordnung, ihren Vorstellungen entsprach. Jonnys Wagen war nach seinem Umzug aus Hessen nach Delmenhorst noch nicht umgemeldet – ein guter Grund für die übereifrigen Ordnungshüter, sämtliche Steuerzeichen von den Nummernschildern zu entfernen. Auch gutes Zureden half da nichts, am Ende konnten wir froh sein, nicht größeren Sanktionen ausgesetzt zu werden.

Als alles überstanden war, schauten wir nochmals am Fanhaus vorbei und Gott sei Dank hatte es nun schon geöffnet. Wir betraten es und wärmten uns auf. Als die wohltuende Wärme in unsere Glieder drang, überfiel uns schlagartig die Müdigkeit und so machten wir es uns erst einmal bequem. Beim nächsten Aufwachen war das Fanhaus schon gut gefüllt und der Abreisetermin stand kurz bevor. Hurra – es konnte losgehen.
 

Pünktlich 7 Uhr fuhren unsere Busse ab und die nächsten 3 bis 4 Stunden setzten wir das fort, was wir im Fanhaus schon begannen: Es wurde weiter geschlafen. Da unser Bus keine Toilette an Bord hatte, fielen die Pausen an Raststätten übermäßig oft an, denn ständig musste einer der trinkfreudigen Menge pinkeln. Doch nicht alle nutzten diese Möglichkeit, ihren Alkohol wieder loszuwerden. Henne nahm den weniger üblichen Weg und ließ den Alkohol durch die selbe Körperöffnung heraus wie er ihn hereingelassen hatte. Der halbe Bus schwamm in Erbrochenen und machte das ganze Erlebnis nicht gerade leckerer. Um den Bus verlassen zu können, musste von nun an ein wahres „Inselhüpfen“ durchführt werden. Lecker...

So zog sich die Fahrt hin und an der Grenze zum Saarland wurden wir bereits erwartet. In einem Konvoi wurden unsere Busse zum Stadion begleitet, vorn und hinten fuhren einige Wagen, die ihr Dach mit lustigen blauen Lichtern schmückten. Das gesamte Begrüßungskomitee fand sich am Ludwigspark zusammen, wo bereits viele Herren in Grün auf uns warteten. Nach dem Kartenerwerb und einigen Leibesvisitationen durften wir den Ludwigspark betreten, immer im Schutze der Staatsmacht, die sich durch ihr insgesamt sehr defensives und deeskalierendes Verhalten jedoch ein großes Lob verdiente. 14:30 Uhr begann das Spiel und wer einen Spitzenkick erwartete wurde nicht enttäuscht. Beide Teams machten von Anfang an deutlich, dass sie nicht zu Unrecht auf einem vorderen Tabellenplatz standen und wir erlebten endlich ein Spitzenspiel, dass seinem Namen würdig wurde. Leider zog der RWE am Ende den kürzeren, was allerdings mit viel Pech verbunden war. Ein Tor von Rene Müller wurde nicht gegeben und als der RWE verletzungsbedingt wenige Minuten zu zehnt spielte, schlug der FCS zweimal gnadenlos zu. Doch das Spiel war noch nicht gelaufen, durch ein Tor von Müller kamen die rot-weißen nochmals heran und hätte Neitzel den Ball nicht am leeren Tor vorbei geschoben, wäre ein gerechtes Remis am Ende zu verbuchen gewesen. Auch 2 Feldverweise für die Saarländer konnten nicht mehr genutzt werden und so unterlag der RWE in einem Spiel, das keinen Verlierer verdient hatte. Aber so grausam kann Fußball sein. Die Stimmung im Block war nun aufgeheizt wie selten zuvor, wilde Gesten und Geschrei waren an der Tagesordnung und die 500 mitgereisten Fans waren sauer. Auch hier hielt sich die Staatsmacht zurück und verhinderte somit Schlimmeres. Die Tumulte setzten sich an den Bussen fort, da sich viele Fans von den abmarschierenden Saarbrückern völlig zurecht provoziert fühlten. Aber alles hielt sich im Rahmen und als kaum noch ein Saarländer zu sehen war, erhielten unsere Busse freie Fahrt. Enttäuscht setzte sich der Konvoi in Richtung Heimat in Bewegung. Die Fahrt nach Thüringen verlief wie die Hinfahrt: es wurde viel geredet, getrunken und auch etwas geschlafen. Nur ein Zwischenfall ereignete sich noch, als eine Toilettenfrau nicht ganz freiwillig ihre Tageseinnahmen hergab und das für einigen Ärger sorgte. Wer sich nicht im Griff hatte und wo das Ganze geschah ist mir nicht geläufig, denn im Bus bekam man davon reichlich wenig mit. Einer der Mitfahrenden konnte aber die Situation irgendwie retten und nach einem längeren Halt konnte die Heimreise dann doch noch fortgesetzt werden, die uns kurz vor Mitternacht am Steigerwald ankommen ließ. Eine tolle Fahrt ging zu Ende, bei der bis auf das Ergebnis des Spiels fast alles stimmte. Die verlorenen Punkte kann der RWE allerdings schon am Dienstag zurück holen, wo im heimischen Steigerwald  der bisher ungeschlagenen Tabellenführer aus München erwartet wird. The Show must go on – auch für uns Trunkentrolle...

Trunkentroll Mimi


Am 06.08. fand das UI-Cup-Spiel FC Slovan Liberec gegen FC Schalke 04 statt. Ein guter Grund für uns, eine kleine Hoppertour zu unternehmen. Zu diesem Spiel wollten Ische und ich als Trunkentrolle sowie Marco und SkySpike von den Erfordia Ultras reisen. Weiterhin wollte uns Che begleiten. 

Tag 1 

Treffpunkt war Dienstag, 05.08., 09:45 Uhr am Erfurter Hauptbahnhof. Fast alle waren pünktlich an Ort und Stelle, nur von Che war weit und breit keine Spur. Auch mehrere Anrufe bei ihm kamen nicht an und so mussten wir ihn schweren Herzens zurück lassen. Bereits kurz nach Abfahrt des Zuges rief er zurück und gab an, verschlafen zu haben. Auch sein Vorhaben, uns nachzureisen und in Halle oder Leipzig zu uns zu stoßen, scheiterte. So mussten wir notgedrungen zu viert ins tschechische Nachbarland fahren.

Die Hinfahrt verlief reibungslos, über Halle, Leipzig, Dresden-Neustadt und Zittau kamen wir um 18:39 Uhr in Liberec an. Zu erwähnen bleibt, dass wir zwischen Dresden-Neustadt und Zittau hochkant aus einem 1.Klasse-Abteil flogen. Der Zugbegleiter hatte kein Einsehen, uns im klimatisierten Abteil zu belassen und schickte uns zurück in die glühende Hitze, die und schon den gesamten Tag quälte. In Zittau besichtigten wir ausgiebig die Stadt und von dort ging es in Richtung CR. Sofort wurde uns der Unterschied zwischen Deutschland und der CR vor Augen geführt. Die Bahn, die uns nach Liberec brachte, war wohl ein Vorkriegsmodell, ohne jeden von uns gewöhnten Luxus.

In Liberec angekommen, fielen uns sofort die vielen traumhaften Frauen und Mädchen auf. Wahnsinn, was es dort für Frauen gab und die zauberhaften Anblicke sollten uns bis zu unserer Abreise die Sinne rauben. Doch vorerst mussten wir die Damen links liegen lassen, denn es hieß, sich eine Unterkunft zu besorgen. Das sollte zum Problem werden. Alle Hotels waren „zu teuer“ oder in einem sehr schlechten Zustand. Nach dreistündigem Fußmarsch mit Gepäck kreuz und quer durch die Stadt fanden wir ein Hotel, wie man es sich nicht schlimmer vorstellen kann. Und wurde ein 4-Bett-Zimmer angeboten, dass in Aussehen und Ausstattung sehr an frühere DDR-Zeiten erinnerte. Der Portier, der uns im zerfetzten Shirt und bis zu den Knien hochgezogener Trainingshose empfing, wollte jedoch Kronen sehen. Da wir die nicht hatten, schickte er uns ins nahegelegene Hotel Imperial, wo die nächste Wechselstube sein sollte. Leider irrte er sich dabei und so mussten wir nochmal ca. 1500 Meter zum Hotel Praha laufen. Aber egal, wir liefen los und etwa eine Stunde später hatten wir ein Zimmer, dass pro Person und Nacht etwa 3,50 Euro kostete. Der Raum hatte 4 Liegen, gegen die sich ein altersschwacher Schrank lehnte (vielleicht war der Staub obendrauf zu schwer?), da er umzufallen drohte. Tapeten gab es nicht, dafür war ein Meter der Wand  mit brauner Farbe bestrichen, die schon am abbröckeln war. Neben zwei Hockern, einem Stuhl und einem winzigen Tisch war doch noch ein Highlight im Zimmer zu finden: An der Wand hing ein original Rembrandt-Gemälde, das allerdings vom Portier selbst gemalt wurde. Duschen und WC waren etwa 5 Meter über den Gang und in nur mittelmäßigen Zustand und die Tür war selbst verschlossen noch irgendwie geöffnet.

Kurz vor 23 Uhr begaben wir uns nochmal in die Stadt, um zu Abend zu essen und fanden ein nettes Lokal, dass wir sofort zur Stammkneipe ernannten und in dem wir große Mengen Steak und Pommes zu kleinen Preisen aßen. Den Rest des Abends verbrachten wir im finsteren Zimmer (aus Kostengründen waren in der Lampe nur 1 schwache Glühbirne angebracht) bei einigen Flaschen Staropamen-Pilsener, die wir im Hotel für etwa 50 Cent erwarben. 

Tag 2 

Da man uns für 9 Uhr mit der Putzfrau drohte, schlossen wir die Tür von innen ab und schliefen erstmal unseren Rausch aus. Gegen 10:15 Uhr waren alle geduscht und der Weg führte uns wieder in die Stadt. Vorbei an wunderschönen Gebäuden (Kirche, Museen, Theater) ging es zur Touristen-Information, wo uns eine weitere Schönheit den Weg zum Stadion erklärte. Es war Eile geboten, denn sie sagte uns, dass es nur noch wenige Karten zu kaufen gäbe und schnell fuhren wir mit dem Bus zum Stadion U Nisy, wo für 200 Kronen (etwa 7 Euro) beste Haupttribünenkarten erwarben. SkySpike beeindruckte die ebenfalls hübsche Verkäuferin so intensiv, dass sie ihm mehr Geld zurück gab als sie von ihm empfing. Dank zweier netter Ordner durften bereits ins Stadion, um es kurz zu besichtigen. Am Ausgang trafen wir einige Schalke-Fanbeauftragte, die uns zu einer Party am Zoo einluden. Doch wir lehnten dankbar ab und machten ihnen klar, dass wir Schalke und seine Fans nicht sonderlich mochten und nur zum Groundhopping in Liberec seien. Erneut fuhren wir kostenlos in die Innenstadt um von dort ebenfalls kostenlos mit der Straßenbahn zum Zoo zu fahren. Doch dieses Mal war das Glück nicht auf unserer Seite und kaum saßen wir in der Bahn, wurden wir aufgefordert, unsere Fahrkarten vorzuzeigen. Die 4 Kontrolleure fanden es nicht lustig, uns beim schwarzfahren zu ertappen und wollten 400 Kronen Strafe für diese Ordnungswidrigkeit. Doch wir stellten uns so dermaßen dumm, dass sie irgendwann aufgaben und wir straffrei aussteigen konnten. Bevor es in den größten und ältesten Zoo Tschechiens ging, stärkten wir und noch mit Knödeln, Gulasch und einer Cola, die mehr an Geschirrwasser erinnerte als an ein Getränk.

Der Zoo war mit seinen über 1000 Tieren für Ostverhältnisse sehr groß, unter anderem waren die sehr seltenen weißen Tiger und goldene Taki zu bestaunen. Nach mehreren Stunden in den 1919 erbauten Zoo fuhren wir mit der Straßenbahn zurück zum Hotel, doch diesmal zahlten wir artig unsere 10 Kronen (30 Cent) für die Fahrt. Im Hotel hieß es „ausspannen“ und mit einigen Staropamen taten wir das sehr intensiv. Nach 2 Stunden war keiner von uns mehr so nüchtern und wir gingen erneut in die Stadt. In einem Asia-Markt hatte Ische seinen Auftritt: Beim Feilschen um den Preis für ein Kleidungsstück spielte der Asiate nicht so richtig mit und als es Ische zu dumm wurde, sagte er nur noch mehrmals „Nudelsuppe“ zum Verkäufer, der sich nach einiger Zeit recht verarscht vorkam und wir besser wieder den Laden verließen. Nach einem etwas längeren Zwischenstopp in der Stammkneipe fuhren wir frisch gestärkt zum Stadion. 

Das Spiel 

Eine gute Stunde vor dem Anpfiff kamen wir am Stadion an. U Nisy war eine wunderschöne Arena mit atemberaubender Akustik.  Die 9090 Plätze waren restlos belegt. Auch die Schalke-Blöcke waren ausverkauft und die etwa 1500 bis 2000 Schalke-Fans machten mächtig Stimmung. Auch auf die übrigen Plätze des Stadions verliefen sich viele Schalke-Fans, die jedoch zwischen den sehr heißspornigen Slovan-Anhängern sehr ruhig blieben. Auch die Liberec-Fans brüllten, was das Zeug hielt und hatten auch eine kleine Choreo (oder wie SkySpike sagte: Korero) parat: Sie zündeten einige blaue Nebeltöpfe und hielten ein Banner in die Höhe, auf dem „EURE MÜTTER GROSSE HUREN“ zu lesen war.

Auch auf dem Rasen war viel los. Slovan bewies, eine gute Mannschaft zu haben und machte von Anfang an das Spiel. Nur wenige Male konnte Schalke mit Kontern seine Klasse beweisen und spielte vorwiegend aus einer sehr sicheren Abwehr heraus. Besonders enttäuschend war Gerald Asamoah, der weder einen gescheiten Pass geschweige denn eine gescheite Flanke zustande brachte. Nur durch sein absolut überhebliches Verhalten fiel er mehrere Male auf. Wie der es einst in die deutsche Nationalmannschaft schaffte, ist mir nach diesem Spiel ein großes Rätsel.

Auch in der zweiten Hälfte kein anderes Bild. Liberec stürmte fast pausenlos gegen Frank Rost’s Tor, doch Schalke war einfach einen Tick cleverer und konnte so das 0:0 über die Zeit retten. Mit einem blauen Auge kamen sie fast unverdient ins UI-Cup-Finale. Die Hardcore-Liberec-Fans störte das sehr, sie lieferten sich während der letzten 30 Minuten eine kleine Schlacht mit der Polizei und rasteten völlig in ihrem Block aus. Auch einige Sitzschalen flogen in Richtung Spielfeld. Auch nach dem Spiel war die Polizei pausenlos im Einsatz, an allen Ecken und Enden des Stadions und dessen Umfelds brodelte es gewaltig. Passiert ist aber unseren Wissens nichts Ernsthaftes.

Der Weg aus dem Stadion war ein anderer als der Weg hinein. Auf einem schmalen Trampelpfad verließen wir U Nisy, vorbei ein einem übel stinkenden Tümpel. Der Weg wurde immer schmaler und einige Meter waren so eng, dass man nicht einmal beide Füße nebeneinander darauf stellen konnte. In der Dunkelheit war es eine riesengroße Gefahr, denn beim kleinsten Fehltritt hätte man in der stinkenden Brühe gelegen. Doch es ging alles gut und wir kamen heil aus dem Stadion.

Da jeder von uns noch einige Kronen hatte, gingen wir erneut in unsere Stammkneipe, um dieses Geld zu verbrauchen. Erneute wurde gegessen und jede Menge getrunken. Bier konnten wir nicht trinken, denn es war mit etwa 50 Cent zu billig. So hätten wir unser Geld nicht ausgeben können. Also hieß es ab sofort, die leckersten Cocktails zu sich zu nehmen. Nach unzähligen „Swimming Pools“, „Kaipiranha“, „Blue Moon“ und vielem mehr ging es gegen 1 Uhr zurück ins Hotel, wo noch 12 Flaschen Staropamen warteten. Die anderen Hotelgäste wussten nicht, ob sie froh sein sollten, dass wir so lange wegblieben oder ob sie sauer sein sollten, dass wir schon wieder anwesend waren. Jedenfalls bekam wohl jeder mit, dass wir wieder da waren und einige schauten absolut wütend aus den Türen. Bis 3 Uhr feierten wir in unangepasster Lautstärke, danach fanden alle ihre Ruhe.  

Tag 3 

Der Wecker wurde pünktlich gestellt, um halb 8 wollten wir aufstehen, da bereits um 10 Uhr unser Zug nach Hause fuhr. Warum keiner den Wecker hörte, lasst sich wohl mit den Aktivitäten des Vorabends erklären. Pünktlich um 9 Uhr hämmerte die Putzfrau an unsere Tür, teilte uns mit, dass wir am Tag der Abreise um diese Zeit das Hotel zu verlassen hätten. 15 Minuten später tat sie es nochmal und endlich standen wir auf. Nun war wieder Eile geboten, wir machten uns schnell frisch und packten unsere Sachen. Dreiviertel 10 verließen wir unser „geliebtes“ Zimmer, das nach 2 Tagen völlig verwohnt war. Die Bettwäsche, die dank ihres hohen Alters mehr an Papiertücher erinnerte, war an einigen Stellen eingerissen, der Aschenbecher quoll über und Bierdeckel lagen soweit das Auge reichte. Aufgrund unserer grenzenlosen Güte legten wir unsere restlichen Kronen mit dazu und drückten der Putzfrau auf dem Weg hinaus den Schlüssel in die Hand. Schnell ging es nochmals in den BILLA-Markt, um uns noch mit Zigaretten und einigen Limonaden für die Fahrt einzudecken.

Als wir am Liberecer Bahnhof ankamen, war natürlich die Abfahrtszeit unseres Zuges längst vorbei, doch auf die Tschechische Staatsbahn ist Verlass, auch dieser Zug hatte Verspätung. Wir schafften unseren Zug und konnten die Heimreise, die uns gegen 18 Uhr in Erfurt ankommen ließ, in Angriff nehmen. Auch die Fahrt nach Hause war recht ruhig, es wurde viel Schlaf nachgeholt und in Dresden, Leipzig und Weißenfels kurz eingekauft.

Die 3 Tage in Liberec waren so schön, dass wir uns für nächsten Jahr wieder eine Fahrt in diese Gegend vornehmen. Zum Meisterschaftsfinale der Gambrinus-Liga soll es dann wieder nach Liberec, wahlweise auch nach Prag oder Teplice gehen. Vielleicht dann mit ein paar mehr Personen... 

Trunkentroll Mimi


Zu Besuch in München 

Nach der endlosen Zeit von 54 punktspielfreien Tagen begann am 02.08.2003 die neue Saison mit einem Auswärtsspiel bei den kleinen Bayern. Und wie sollte es anders sein, bewegten sich auch zu diesem Spiel viele RWE-Anhänger in die bayrische Hauptstadt.

Trotz der großen Strapazen entschlossen wir uns, die Variante Zug vorzuziehen. Dazu trafen wir uns bereits am Freitag Abend in Erfurt, um die Nacht vor dem Spiel bei Ische zu verbringen. Mit dabei waren u.a. Jonny, Ische, SkySpike, Henne, „Aldi“ Altstädter, ich und noch einige andere. Der Freitag wurde ruhig verbracht, es wurde viel geredet und das eine oder andere Bier getrunken. So verging die Zeit wie im Fluge und plötzlich war es Samstag Morgen und leicht angeheitert konnten wir uns auf den Weg nach München machen. 

Pünktlich 05:36 Uhr fuhr der Zug in Erfurt ab, der uns über Schweinfurt, Würzburg, Treuchtlingen und Augsburg um 12:55 Uhr in München ankommen ließ. Viel passieren sollte auf der Fahrt nicht, viel zu müde waren wir nach der durchgemachten Nacht. Im Münchner Hauptbahnhof schlossen wir unsere Taschen inklusive der wenigen, noch übrig gebliebenen Reserven ein und fuhren mit der S- oder U-Bahn in Richtung Olympiapark. Dort hatte der FC Bayern geladen, um mit den Fans den Tag der offenen Tür zur Saisoneröffnung zu begehen. Natürlich mischten auch wir uns unter das Volk. Etwa 10000 bis 15000 Leute verliefen sich im Gelände, darunter auch etwa 500 aus Erfurt. Daß das Ganze eher eine Kommerzveranstaltung war als eine „fanfreundliche“ Veranstaltung, mussten wir schnell feststellen. Nur Verkaufstände des FC Bayern waren zu sehen, zwischen ihnen ein paar Imbissbuden und jede Menge Hüpfburgen für die kleinen Fans. Die Preise an den Imbissbuden waren reichlich überzogen und so kam es, daß wir außer ein paar Mineralwasser trotz der glühenden Hitze kaum etwas zu uns nahmen. Wenigstens gab es Bratwürste umsonst, aber die waren natürlich nicht mit den original Thüringer Würsten zu vergleichen. Auch wenn sie aus der Hoeneß-Wurstfabrik stammten, geschmeckt haben sie nicht...

Als 14:30 Uhr der Schiedsrichter die Saison für uns eröffnete, saßen wir voller Optimismus auf den Rängen des Olympiastadions. Leider hielt der Optimismus nicht lange an, denn bereits 4 Minuten später lagen wir mit 0:1 in Rückstand. Ohne größeres Aufbäumen plätscherte die Halbzeit so dahin und nach 33 Minuten durfte Rene Twardzik bereits zum zweiten Mal hinter sich greifen. Nach der guten Saisonvorbereitung ohne Niederlage war der Spielverlauf mehr als ernüchternd.

Auch in der zweiten Halbzeit lief es nicht viel besser für uns. In der 88.Minute keimte nochmals Hoffnung auf, als der Schiri Elfmeter für uns gab. Leider konnten wir auch diese Chance nicht nutzen und so ging das Spiel für uns verloren. 

Gleich nach dem Abpfiff machten wir uns sichtlich enttäuscht auf dem Weg zum Bahnhof, um dort unsere eingeschlossenen Reserven aus den Schließfächern zu befreien und um danach die Stadt zu besichtigen. Nach etwa einem Kilometer Fußweg kamen wir an einen Park, in dem wir uns erstmal zu Ruhe setzten. In dem sich dort befindenden Biergarten kauften wir uns erstmal ein paar Eistüten, um uns ein wenig zu erfrischen, denn noch immer brannte die Sonne gnadenlos auf uns herab. Die Hitze gepaart mit den Getränken ließ unsere Kräfte, die wir noch hatten, endgültig aufbrauchen und so legten wir uns auf den zahlreichen Parkbänken zum Schlafen. Die nächsten zwei bis drei Stunden lagen wir im todesähnlichem Schlaf auf den Bänken. Ische, Jonny und einige andere nutzten die Zeit, um in einem in der Nähe befindlichen Brunnen zu baden.

Gegen 19 Uhr liefen wir wieder in Richtung Bahnhof, doch es waren noch immer 5 Stunden bis zur Abfahrt. Dank der neuen Kräfte, die wir durch den Schlaf und das Baden tankten, waren wir nun etwas fitter und zu neuen Späßen aufgelegt. Wir versammelten uns vor einer Apotheke und besprachen den neuen Schlachtplan zur Verbringung des Abends. Uns gegenüber befand sich auf einer Kreuzung eine Statue, die ein „O“ oder einen Kreis darstellte. Dieses „O“ war etwa 10 bis 15 Meter im Durchmesser und durch seine Größe recht beeindruckend. Wir machten uns den Spaß, permanent anzukündigen, daß wir Gaukler in der Stadt seien und um 22 Uhr unsere Show beginnen sollte. Als Höhepunkt sollte ich mich durch dieses „O“ quetschen. Die Passanten fanden das lustig und das stachelte uns noch mehr an, weiter mit dem Blödsinn fortzufahren. Es wurde ein „Bettelbecher“ aufgestellt und für die irrsinnigsten Sachen missbraucht. So wechselten ständig die Gründe, für die wir bettelten. „Wollen heim nach Armenien“, „Geld für Koks ist alle, bitte spenden sie für den nächsten Schuß“ und „nach Hause telefonieren“ stand u.a. auf den Zetteln, die wir dafür benutzten. Unterstützt wurde das Ganze mit dummen Sprüchen wie „Mama tot, Papa krank und mir ist auch schon übel“. Die Passanten fanden das lustig und der eine oder andere spendete ein paar Cent für uns. Ein koreanisches Ehepaar fand das dermaßen zum Lachen, daß sie es sich nicht nehmen ließen, uns zu fotografieren. Zum Dank spendeten sie  eine PLUS-Pfandmarke. Nach 3 Stunden puren Blödsinns hatten wir und etwa 5 Euro erbettelt und konnten uns dafür eine Schachtel Zigaretten kaufen. Für mehr reichte das Geld nicht und wir mussten feststellen, daß Betteln ein harter Job ist.  

Gegen 23:30 Uhr liefen wir zum Münchner Hauptbahnhof und begaben uns in den bereitgestellten Zug, der kurz nach Mitternacht in Richtung Augsburg fahren sollte. Er fuhr pünktlich ab und nach 43 Minuten waren wir in Augsburg, wo wir fast 3 Stunden Aufenthalt haben sollten. Ein kurzer Imbiss beim Burgerking folgte erneut ein längeres Ausruhen. Die letzten 24 Stunden waren dermaßen anstrengend, daß kaum noch einer von uns die Augen offen halten konnte. Kurz vor halb 4 fuhr der Zug weiter und nach kurzen Aufenthalten in Nürnberg, Lichtenfels und Saalfeld kamen wir gegen 9 Uhr in Arnstadt bzw. Erfurt an. Keiner war böse, daß wir endlich wieder zu Hause waren und jeder freute sich auf sein Bett. 

Der Sonntag und Montag dient nun zum Ausruhen, denn bereits ab Dienstag startet für einige die nächste Hoppertour. Dann geht es in Richtung Lieberec, wo wir das UI-Cup-Spiel Slovan Lieberec gegen den FC Schalke 04 ansehen werden.

 Von "Trunkentroll" Mimi

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