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  • Trunkentrolle beim Leipziger Derby
  • Testspiel in Hof: FC Bayern Hof – 1.FC Nürnberg 0:4 (0:3)


Trolle in Sachsen

Nachdem der RWE wieder ein Freitagsspiel bestritt, drohte der Rest des Wochenendes wieder in Fußballlosigkeit zu versinken. Und so bot es sich an, das am Samstag anstehende Leipzig-Derby zu besuchen. Nachdem und das Derby in Dresden bereits aus organisatorischen Gründen versagt blieb, ließen wir uns dieses Spiel nicht entgehen.

Am Freitag Abend stand nun endlich fest, wer die Reise ins Bruno-Plache-Stadion nach Probstheida antritt. Neben den Webtrollen Ische und Tipper kam neben mir auch noch Marco vom EFP mit. Das Wochenende konnte nicht besser beginnen, denn der RWE gewann sein Punktspiel gegen Elversberg mit 2:0. Die Pflicht war erfüllt, nun sollte die Kür folgen.

Die Hinfahrt und das Derby

Nach einem kleinen Pubbesuch in Arnstadt am späten Freitag Abend mit Kay und Igel klingelte bereits um 05:30 Uhr der Wecker. Das Aufstehen war nach 3 Stunden Schlaf wohl das Schwerste am gesamten Tag. Pünktlich 07:04 Uhr fuhr mein Zug nach Erfurt, wo ich mich mit den anderen am Bahnhofsvorplatz traf. Nach einem kleinen Imbiss beim Bäcker am Bahnhof fuhr kurz nach 8 die Bahn ins Sachsenland ab. Bereits auf der ersten Etappe nach Halle hatte Tipper seinen ersten Auftritt. Einige Gothaer Fans, die nach Dresden zum Regionalligaspiel gegen Aue fuhren, sprach er an, wohin sie wollen, obwohl wir es ihm vorher mindestens 5mal erzählten. Daß es nicht sein letzter grandioser Auftritt war, sollten wir später am Tag noch des öfteren feststellen.
In Halle angekommen, war wieder die Verpflegung auf Platz 1 der Tagesordnung. Dieses Mal war die Bäckerei Ditch das ausgewählte Objekt. Die Verkäuferin dieser Backstube war wenig begeistert, von uns als „Frau Ditch“ angesprochen zu werden. Aber das störte zumindest uns nicht weiter...

Nach ein paar Pizza- und Käsegebäcken und ein paar frischen hopfenhaltigen Getränken saßen wir bereits im nächsten Zug nach Leipzig, der uns um 10:39 dort ankommen ließ. Zuerst musste der McDonalds mit uns Bekanntschaft machen, denn der Blasendruck wurde langsam unerträglich. Also rein in die Burgerbude, die Treppen rauf und die Klofrau aus dem Herren-WC vertrieben. Zu diesem Zeitpunkt war sie noch recht freundlich, das änderte sich allerdings schnell, als wir die Toiletten wieder verließen und sie keinen Cent reicher wurde. Auch unser freundliches „Auf Wiedersehen“ konnte sie nicht erheitern und so kam noch der Spruch „Danke für’s Durchgehen“ von ihr, als wir an ihr vorbei stürmten.

Der nächste Anlaufpunkt war der Laden „Nimm’s mit“, in dem wir uns erneut mit Getränken und Zigaretten eindeckten. Als wir alles gekauft hatten, konnte endlich der Trip in die Stadt beginnen. Wir verließen den modernen Leipziger Hauptbahnhof und liefen ziellos in Richtung City. Erstaunt stellten wir nach wenigen Metern Fußmarsch fest, dass wir direkt vor der Nicolaikirche standen. Das Gotteshaus hatten wir zwar schon von Weitem gesehen, aber dass es die berühmte Kirche ist, in der die Wende begann und die sich auch jetzt wieder sehr politisch engagiert, wusste keiner von uns. Nach kurzer Absprache und bei nur einer Gegenstimme (Tipper – who else ?!) betraten wir die heiligen Hallen und besichtigten sie in aller Ruhe. Leider wurde im Innenraum sehr viel restauriert und vieles war mit Gerüsten umstellt. Aber was an Gemälden und der Inneneinrichtung zu sehen war, war schon recht beeindruckend. An ein Pinnwand hingen Hunderte von Zetteln mit den verschiedensten Losungen darauf, die zum Teil geistlicher Natur aber auch mit einigen Anti-Kriegs-Slogans versehen waren. Leider mischten sich dazwischen oft Parolen von Gotteslästerern und Ketzern , teils sogar satanistischer Natur. Schnell wurde beschlossen, dass diese wertvolle Wand eine Aufbesserung benötigte und noch schneller war auch von uns ein Zettel angebracht. Natürlich war unser Beitrag ein Slogan zu unserer Religion: „Hier regiert der RWE“ stand darauf. Nachdem dieses Werk zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt war, verließen wir das Gebäude wieder, da doch sehr viele Führungen darin stattfanden und wir wenigstens soviel Anstand im Leibe hatten, um diese nicht stören zu wollen. Nach einem kleinen Gang über einen Fisch- und Gemüsemarkt liefen wir zur Straßenbahnhaltestelle, an der die Tram in Richtung Probstheida abfuhr. Die Fahrt führte am Völkerschlachtdenkmal vorbei, doch leider reichte die Zeit vor dem Spiel nicht mehr aus, auch dieses Denkmal zu besichtigen. Trotz unseres Vorhabens, das nach der Partie nachzuholen, sollten wir nicht mehr dazu kommen, denn der Wind, der schon seit unserer Ankunft durch Leipzig blies, war eisig kalt.
In der Straßenbahn, die wir natürlich wie immer kostenlos nutzten , saßen fast nur Lok-Fans. Das löste bei dem einen oder anderen von uns doch ein leichtes Unbehagen aus, denn wir waren Chemie-Sympathisanten. Einer der Lok-Fans trank ununterbrochen nur isotonische Getränke, was uns doch sehr verblüffte. Erst als er ausstieg, wurde uns allen klar, dass er die Iso-Flaschen nur als Behälter benutzte und der Inhalt alles andere als isotonisch war. Er schlitterte auf seinen Fersen aus der Bahn und konnte gerade so das Gleichgewicht behalten. Da der Typ sehr groß, stark und von Gleichgesinnten umgeben war, mussten wir alle ein Lachen unterdrücken. Weit ist der Lok-Fan jedoch nicht gekommen, am nächsten halbwegs festen Zaun schlief er erstmal eine Runde im Stehen.
Da unsere im Leipziger Hauptbahnhof gekauften Getränke nicht von langer Haltbarkeit waren, mussten wir noch einmal in einen Laden einkehren, in dem uns eine niedlich aussehende Vietnamesin Getränke ohne Dosenpfand anbot. Natürlich deckten wir uns nochmals ein und die letzten 500 Meter bis zum Stadion konnten in Angriff genommen werden.

100 Meter vor dem Plache-Stadion veränderte sich das gesamte Umfeld in ein Grün, welches man von BGS- und Polizeiuniformen bestens kennt. Links und rechts der Straße begannen die ersten Kontrollen und Leibesvisitationen. Frech wie Trolle sind, wählten wir die Mitte der Straße und „durchbrachen“ den ersten Kontrollpunkt völlig ohne von den Ordnungshütern behelligt zu werden. Am Stadion kauften alle ein Ticket für die Plätze am Dammsitz. Alle? Nein, natürlich kaufte Tipper Karten für die Gegentribüne. Und schon wieder war Tipper der Held der Stunde, weil er vor dem Kauf zigmal nachfragte, welche Karten wir erwerben möchten. Nachdem er seine Karte eingetauscht hatte, konnten wir endlich in den Stadionbereich. Wieder warteten Polizeikontrollen und dieses Mal auch auf uns. Innerhalb von 5 Metern wurden wir zweimal mit allem Pipapo kontrolliert.
Lange dauerte es nicht, wurden wir auch schon erkannt. Ische traf ein paar ihm bekannte FCM-Fans und nach einem kurzen Smalltalk führte unser Weg schon wieder an einen Imbissstand. Schnell ein Bier und eine Bratwurst in den Magen geworfen und nach einem Besuch in die äußerst hygienischen WC-Anlagen gingen wir zum Dammsitz. Dort „erwartete“ uns das nächste bekannte Gesicht. Herr Jungnickel, bis vor wenigen Monaten Manager des RWE, unterhielt sich dort mit Vereinsfreunden. Auch ein in Leipzig wohnender Bekannter Tippers aus Jena gesellte sich nebst Sohn zu uns.

Etwa mit 10 Minuten Verspätung begann die Partie, weil infolge der sehr intensiven Polizeikontrollen nicht alle Zuschauer pünktlich ins Stadion kamen. Auch während des Spiels, welches der FC Sachsen klar mit 3:0 für sich entscheiden konnte, mussten wir unsere Sympathien zu den Chemikern stark unterdrücken. Sicher hätte ein Jubeln unsererseits den Hunderten von VfB-Fans in unserer Nähe nicht sonderlich gut gefallen. Einigen Sachsen-Fans, die sich ganz mutig auf die Tribüne hinter den Dammsitzen trauten, wurde bereits von vielen Lok-Fans klargemacht, dass sie das Stadion nicht mehr lebend verlassen würden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war uns klar, welche Konsequenzen ein Fehlverhalten oder auch nur ein falsches Jubeln unsererseits haben könnte. Aber wir rissen uns zusammen und nach dem Abpfiff verließen wir mit versteckter Freude das Stadion.

Der Rückweg zum Bahnhof

Natürlich waren die Lok-Fans wenig begeistert von ihrer sang- und klanglosen Niederlage gegen den Stadtrivalen. Und ebenso natürlich waren die vielen Ordnungshüter das Ziel ihrer Aggressionen. Lange brauchten wir nach Verlassen des Stadions nicht zu warten, um die ersten Scharmützel zwischen beiden Parteien zu beobachten. Aus einer sicheren Entfernung von etwa 50 – 70 Metern schauten wir den Provokationen zu. Und aus dieser Richtung, wo sich alles abspielte, kamen die nächsten bekannten Gesichter. Schwer beladen mit einer türkischen Nationalwaffe (Döner) kam Webtroll Susi mit einigen Fans der Blue Generation Magdeburg, die das Spiel im FCS-Block verfolgten, in aller Ruhe des Weges. Sie ließen sich beim Genuss ihrer kulinarischen Speise kaum von den Aktivitäten ihres Umfelds stören. Nach einem kurzen „Hallo“ und einer ebenso kurzen Spielauswertung trennten sich schnell wieder unserer Wege. Susi nebst Anhang wollten weiter und auch wir wollten, völlig durchgefroren, nur noch zum warmen Leipziger Hauptbahnhof. Dort wollten wir uns bei einem Kaffee erstmal aufwärmen. Auch den Besuch des Völkerschlachtdenkmal verschoben wir auf das nächste Mal, weil kaum einer von uns schneller zittern konnte als er fror. Bei Kakao und Cappuccino wärmten wir uns auf. Der Bäcker, den wir dort besuchten, bot leider keinen Kaffee an, da ausgerechnet an diesem Tage die Maschine in die ewigen Jagdgründe überging. Ein weiteres (Negativ-)Highlight dieses Bäckerbesuchs war die überaus „freundliche“ Bedienung.

Die Heimfahrt inklusive der (Fast-)Nervenzusammenbruch Tippers

Nachdem wir nochmals etwas einkauften, bestiegen wir „unseren“ Zug in Richtung Heimat. Er sollte 17:44 Uhr fahren und als er 17:50 Uhr noch immer im Bahnhof stand, überfiel uns erstmals der Gedanke, eventuell im falschen Zug zu sitzen. Während wir noch überlegten, fuhr die Bahn an. Der Gedanke verließ unsere Köpfe nicht mehr und nach etwa 10 Minuten Fahrtzeit erkundigten wir uns bei mitreisenden VfB-Fans, wohin dieses Gefährt sich bewegte. Schmunzelnd sagten sie „Hoyerswerda“ und urplötzlich war uns klar, dass wir nicht am Bahnsteig 8a, sondern am Bahnsteig 8 zustiegen. Sie Jungs des VfB gaben uns noch hilfreiche Tipps, wo wir am Besten aussteigen und den Gegenzug erwischen könnten. So hieß unser nächstes Ziel Eilenburg.
Schon auf der Fahrt nach Eilenburg erzählte Tipper, dass er ins Kino wollte. Und an sich war uns auch gleich nach Ankunft dort klar war, dass wir den Gegenzug, der etwa 30 Minuten später fuhr, wohl nicht erreichen werden . Unser Weg führte uns erstmal in die Stadt, um nochmal einen Kiosk oder ähnliches zu finden. Doch trotz einem Marsch von weit über 2km fanden wir nur eine Dönerbude. Tipper, der bereits zu diesem Zeitpunkt alles andere als freudig gelaunt war, machte nach etwa der Hälfte der Strecke kehrt, um zum Bahnhof zurückzukehren. Mehrmals mahnte er uns leicht erregt telefonisch, umzukehren, da wir den Zug sonst nicht schaffen würden. Doch da wir nicht umsonst in die Stadt wollten, kauften wir in Ruhe erstmal einen Döner und pünktlich 10 Minuten nach Abfahrt des Zuges waren wir wieder am Bahnhof.
Es wäre leicht untertrieben, zu behaupten, Tippers Rage und sein Blutdruck waren so um die 180 Schläge pro Minute gewesen. Er quiekte schrie uns schon aus sicherer Entfernung an, dass wir zu spät seien und dass der Zug weg sei. Doch was mussten wir entdecken? Tipper trug ein Bier in seiner Hand. Wo hatte er es her? Wir hatten keinen Laden mehr gefunden, wo es das zu kaufen gab. Es half alles nichts: Schnell würde der mitgebrachte Döner verdrückt und Tipper als Reiseleiter zum „Bier-Konsum“ engagiert. Wieder hieß es, 1200 Meter in die Stadt zu laufen. Und auf diesem Weg kannte unsere Kreativität des Schlechten keine Grenzen mehr. Beim Pinkeln wurden 20 Bäume stehen gelassen, nur um Zeit zu schinden, die man auf dem Weg in den Stadtwald verbrauchte. Plötzlich flog mir etwas ins Auge, was Ische herausoperieren musste. Und wie von Zauberhand riss auch noch der Henkel des Bierbeutels ab (natürlich war er vorher präpariert worden) und der gesamte Inhalt musste erstmal wieder eingesammelt werden. Es wurden falsche Wege eingeschlagen, Umwege in Kauf genommen...
Nur Isches Idee, vor einem Krankenhaus einen Schwächeanfall zu simulieren, war mir zu gefährlich. Die hätten mich glatt eingesammelt und stationär behandelt.
Aber alles kostete soviel Zeit, dass wir auch noch den nächsten Zug verpassten. Tipper war kaum noch zu halten, erst recht, als auch noch Micha via Anrufen und SMS mitspielte. Er gab leicht getürkte Fahrpläne durch, bei denen wir nicht mehr pünktlich in Erfurt ankommen würden. und Danke @Micha !!!
Den nächsten Zug konnten wir nicht mehr verpassen (Tipper hätte uns getötet) und so fuhren wir wieder zurück nach Leipzig. Auf dem Weg zurückkamen wir noch ins Gespräch mit einem Stuttgarter Fan, der aus Leipzig stammt. Er war so schön hackevoll, dass wir auch bei ihm Mühe hatten, nicht in lautes Gelächter auszubrechen. Als Tipper ihm die Bundesligaergebnisse verriet, freute er sich so sehr, dass seine Stuttgarter nun 2. sind, dass er sich an der Hand verletzte. Das Blut leckte er genüsslich ab und sagte kleinlaut: „Keine Angst, das tut nicht weh“. Bei seiner Statur, bei seinem Zustand mussten wir dann doch noch lachen...

Wieder auf dem Leipziger Hauptbahnhof, musste Tipper erstmal für kleine Webtrolle. Marco, Ische und ich nutzten die Zeit, zu schauen, wie man am Günstigsten noch nach Erfurt kommen würden. Den von Tipper vorgeschlagenen Weg über Halle konnten wir nicht nehmen, da wir erst kurz nach Mitternacht in Erfurt angekommen wären. Gott sei Dank fuhr ein weiterer Zug über Weißenfels, der bereits 5 Minuten vor 23 Uhr in Erfurt einfahren sollte. Da der Zug über Weißenfels etwa 10 Minuten später losfahren sollte als der über Halle, kletterte Isches und meine Schlechtigkeit langsam aber sicher auf seinen Höhepunkt. Marco lief noch schnell los, um sich eine Zeitung zu kaufen, die es nur in Leipzig gibt. Ihn bestellten wir zum Bahnsteig 2, während wir „ahnungslos“ mit Tipper auf Bahnsteig 12 auf ihn warteten. Als der Zug nach Halle mehrmals durchgesagt wurde und Marco (wie von uns gewollt) nicht am Bahnsteig war, fing Tipper an zu schreien. Er schrie so laut und so erregt, dass Käse-Maik und alle anderen Marktschreier dieser Welt neidig geworden wären. Dumme Schweine und Arschlöcher waren noch die humansten Worte die er gebrauchte. Ein endgültiger Nervenzusammenbruch Tippers war nur noch eine Frage der Zeit. Wir taten so unschuldig, dass man es uns fast abkaufen konnte. Der Zug fuhr an und wir standen noch immer auf dem Bahnsteig. Tipper war nun gar nicht mehr zu halten und wir machten uns auf dem Weg, um Marco zu suchen, der natürlich wie verabredet auf Bahnsteig 2 wartete. Immer 2 Meter hinter uns der schreiende und tobende Tipper. So schwer fiel es mir in meinem Leben noch nie, das Lachen zu verkneifen...

Dummerweise steuerten wir so zielstrebig auf den Bahnsteig 2 zu, dass auch Tipper irgendwann mitbekam, dass das kein Zufall sein konnte. Langsam aber sicher regte er sich ab und als wir ihm nach und nach alles beichteten, wie wir alles managten, konnte auch er sich ein Lächeln nicht mehr verkneifen. So war seine Laune doch noch gerettet und seinen Kinobesuch schaffte er auch noch, denn pünktlich 22.55 Uhr kamen wir in Erfurt an...

Es war eine geniale Fahrt, die allerdings viel Kraft und Geld kostete. Aber das war es allemal wert...


@Tipper: Sorry für unsere Späße, aber deine ansteigende Wut forderte uns immer mehr zu neuen Taten. Ich hoffe, du siehst es locker...

Von "Trunkentroll" Mimi

***


28.Juni 2003-Zuschauer: (von uns geschätzte) 1000

Der Sommer ist eine herrliche Jahreszeit. Es ist warm, trocken – aber leider oftmals auch sehr fußballarm. Nachdem bereits am Mittwoch die 2.Mannschaft in Gräfinau bestaunt werden konnte und am Donnerstag die außerordentliche Mitgliederversammlung des RWE stattfand, wollten wir ein weiteres Highlight am Wochenende folgen lassen. Nach langer Sucherei im Netz fanden wir endlich eine uns angenehme Begegnung: Sie fand in Hof (Bayern) statt, wo der Heimatverein FC Bayern Hof den Zweitligisten 1.FC Nürnberg zu einem Testspiel empfing.

Um in Hof noch etwas Zeit zur Stadtbesichtigung zu haben, entschlossen wir uns, bereits um 08:39 Uhr in Erfurt abzureisen. Die Fahrt mit Umstiegen in Saalfeld und Lichtenfels sollte uns 12:11 Uhr in Hof ankommen lassen. Mit von der Partie waren die Trolle Tipper, Ische und Mimi, der EFU Daniel (Skyspike) sowie der „Probe-EFU“ Henrik.

Während ich noch auf dem Arnstädter Hauptbahnhof, wo ich um 9 in den Saalfelder Zug zusteigen wollte, wartete, ereilte mich bereits die erste Hiobsbotschaft. Tipper vermeldete, dass die Bahn in Neudietendorf stünde und trotz gutem Zuredens sich nicht mehr bewegen wollte. Ein Triebwerksschaden stoppte unseren Trip bereits nach wenigen Kilometern, zumal eine Ersatzlokomotive nicht auf die Schnelle aufzutreiben war. Nun hieß es mal wieder improvisieren, und so wählten wir die Route über Schweinfurt nach Hof. Ein riesengroßer Umweg, der unsere Hinfahrt exakt um 2 Stunden verlängerte. Dass Daniel ihn mit uns in Angriff nehmen konnte, verdankt er dem Glück, denn er nutzte in Neudietendorf nochmals die Toilette im defekten Zug, der Sekunden nach seinem Verlassen aus dem Bahnhof gezogen wurde. Nicht auszudenken, wie er reagiert hätte, wenn er im WC wieder nach Erfurt transportiert worden wäre.

Irgendwann kurz vor 10 Uhr kam der Schweinfurter Zug in Arnstadt an, ich stieg zu und nun konnten wir endlich gemeinsam die Fahrt in das bayrische Stadtchen in Angriff nehmen. Die Hinfahrt wurde sehr ruhig, denn (fast) alle waren vom Vorabend noch geschwächt. Ein paar Bierchen wurden geschlürft, die von mit mitgebrachte Flasche Kümmerling fand allerdings keinen Abnehmer. Nur Tipper, der auf dieser Fahrt als Einzigster Normalform erreichte, trank einen winzigen Schluck davon, wenn auch unabsichtlich. Sein Bier wurde während seines WC-Besuchs damit etwas „veredelt“, was ihn bald zum Brechen brachte und er sich gleich ein neues Getränk nahm. Das alte „Kümmerling-Bier“ wurde zwischen die Sitze geklemmt und fiel kurz vor der Einfahrt in Schweinfurt so unglücklich um, dass es Tippers Sitz überschwemmte. Auch seine recht helle Hose bekam einiges ab, die gesamte Sitzfläche stach nun recht dunkel ab. Er sah aus, als hätte er urplötzlich einen Durchfall bekommen und es nicht mehr rechtzeitig aufs WC geschafft. Dass dabei Ische mit der Fußspitze etwas nachhalf ist ein immer wieder behauptetes, aber nicht mehr nachzuvollziehendes Gerücht...
Tipper sah sich nun gezwungen, steif wie ein Storch mit heruntergezogenem T-Shirt über den Schweinfurter Bahnhof zu staksen. Doch die hochsommerlichen Temperaturen ließen seinen Hosenboden schnell abtrocknen und noch vor der Abfahrt nach Hof sah er wieder wie neu aus... 

In Hof angekommen, blieben uns nur noch 45 Minuten bis zum Spielbeginn. Diese wurden genutzt, um in einem rein türkischen Shop („Izmir-Markt“) einen leckeren und vor allem sehr günstigen (1,99 Euro) Döner zu verspeisen. Mit meinem Böhse Onkelz-Shirt hatte ich auch dort sofort neue Freunde gefunden, die mich mehrmals sehr argwöhnig betrachteten.

Der Weg zur „Grünen Au“ führte an einem Freibad vorbei, so dass auch das männliche Auge seine Nahrung bekam, bevor ein sehr beschwerlicher Aufstieg auf einen Berg folgte, worauf das Stadion errichtet war.  

Für ermäßigte 5 Euro durften wir ins Stadion, wobei sich Tipper dank seines Presseausweises kostenlosen Zutritt zum Innenraum verschaffte.
Die „Cluberer“ hatten das Spiel von Anfang an im Griff, ließen wenig anbrennen, obwohl auch die Bayern die eine oder andere Chance vorweisen konnten. Nach 20 Minuten zogen sie die Zügel nochmals an und gingen folgerichtig durch Ciric (21.), Kügler (26.) und Müller (33., Elfmeter) in Führung. Im Tor der Nürnberger stand übrigens der Ex-Stuttgarter und Ex-Jenaer Nicht, der uns noch vor wenigen Wochen beim Gastspiel des RWE bei den Stuttgarter Kickers so übel provozierte.

Tipper nutzte die Halbzeitpause, um mit dem FCN-Coach Wolfgang Wolf ein paar Worte zu wechseln und ein paar Schnappschüsse von ihm zu ergattern.

Die zweite Halbzeit hatte wahren Testspielcharakter: der Club wechselte fünfmal zur Pause, u.a. kamen Driller und Kampa aufs Feld. Die Elf der zweiten Hälfte lieferte sich mit den Hof-Kickern einen müden Sommerkick, der sich bald unseren Interesses entzog. Gelangweilt warfen wir mit Steinchen in die Bierbecher, die wir vor uns aufstellten und ich schaffte mir erneut neue Freunde, in dem ich Henrik mit den Worten „Henrik, alter Türke, heb mal den Becher auf“ anrief. Dummerweise waren etwa 80 Prozent der Zuschauer türkischer Abstammung. Manchmal können dumme Redewendungen einen ganz schön in Verlegenheit bringen...
Zu erwähnen bleibt noch, dass Martin Driller in der 63.Minute das 4:0 für Nürnberg erzielte, mehr nennenswertes passierte in dieser Partie nicht mehr... 

Der Rückweg zum Bahnhof führte uns erneut an der „Fleischbeschauungsanlage“ Freibad in den REWE, wo neben Kakao, Eistee, Cola auch noch einige Bierchen gekauft wurden.
Am Bahnhof hatten wir dann die Begegnung der dritten Art: Vier ältere Herren stiegen aus einem aus Regensburg kommenden Zug,die weder zu übersehen noch zu überhören waren. Einer von ihnen fiel uns besonders auf, denn er war von Kopf bis Fuß tätowiert, selbst seine Wange zierte eine Rose. Und wenn er schrie, und das tat er pausenlos, kam nur faschistischer Müll heraus. Seltsamerweise reagierte der BGS, der im Bahnhof stationiert war und auch auf den Bahnsteigen präsent war, in keinster Weise auf sein verfassungswidriges Geplärre. Zu unserem Unglück fuhren diese vier etwa 60jährigen Herren ebenfalls in Richtung Lichtenfels, so dass wir sie während der Fahrt im einzigen Raucherabteil ertragen mussten. Der „Hobby-Hitler“ schrie weiterhin seine Parolen, zelebrierte Führerreden und schrie bestimmt zehnmal, dass Gdansk (Danzig) noch immer deutsch wäre. Genährt wurde sein Gedankengut von einigen Ausländern (Tschechen oder Russen), die den Rest des Abteils auffüllten und sich schnell daran machten, einige Joints zu rauchen. Einige waren danach so stoned, dass sie völlig benommen im Zug herum taumelten, vor geschlossene Türen liefen oder einfach nur schliefen. Der am meisten Benommene versuchte noch, uns ein Gespräch ans Bein zu binden, doch weder seine Sprache noch sein Gestöhnte (er sprach nicht, er hauchte die Worte heraus) konnten wir verstehen, so dass er bald aufgab.

Mit dröhnenden Ohren kamen wir in Lichtenfels an, jedoch erleichtert von der Tatsache, dass sowohl die herumschreienden alten Männer als auch die ausländischen Jugendlichen nicht mit ausstiegen.
Von nun an sollte es ruhig weitergehen. Im Zug nach Saalfeld passierte dann doch noch ein Missgeschick. Ein auf den Abteiltischen abgestelltes Bier fiel infolge der Zugbewegungen herab und - wie es der Zufall wollte - erneut auf Tippers Sitzplatz. Doch Dank einer guten Reaktion bekam er dieses Mal kaum etwas ab, nur sein Platz war so eingeweicht, dass man nicht mehr darauf sitzen konnte. Er wurde von uns gereinigt, doch trocken zu bekommen war er nicht. Wenig später setzte sich Ische in seiner Schlaftrunkenheit, die er schon die ganze Fahrt an den Tag legte, völlig gedankenverloren auf gerade diesen Platz. Nun hatte er den Zonk auf seiner Seite und eine nasse Hose gleich dazu. Nebenbei erntete er natürlich auch noch das Gelächter der anderen... 

Mehr sollte bis zu unseren Ankünften in Arnstadt bzw. Erfurt nicht passieren und so kamen wir gegen 21 Uhr wieder auf unseren Heimatbahnhöfen an.

Von "Trunkentroll" Mimi

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